Beim Treffpunkt Ausbildung in Marbach haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, verschiedene regionale Betriebe kennenzulernen. Während früher der Kampf um die Stellen tobte, herrscht heute in vielen Branchen ein Mangel an Bewerbern und Fachkräften.

Es geht eng zu an den Ständen im gemeinsamen Foyer der Anne-Frank-Realschule und der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule in Marbach. Mit vollgepackten Tüten und vielen Informationen schlendern die Schülerinnen und Schüler durch die Messe Treffpunkt Ausbildung, die endlich wieder in Präsenz stattfinden kann. „Der Kampf um die jungen Leute wird immer härter und das persönliche Gespräch hilft den Betrieben und bietet den Schülern Orientierungshilfe“, sagt Marbachs Bürgermeister Jan Trost. Auch die Stadt wirbt an diesem Freitag mit ihren Jobs in der öffentlichen Verwaltung um Talente. Auch hier ist der demografische Wandel spürbar – es sind wie überall weniger junge Leute da und dann kämpft die Branche immer noch gegen ihr Image an. „Wir sind nicht so verstaubt wie viele denken und präsentieren uns hier mit Jobs im Tourismus oder der neuen Erzieherinnenausbildung PIA“, heißt es am Stand.

 

Eine Orientierungsrallye für Schüler

Beim Treffpunkt Ausbildung können sich Jugendliche im vertrauten Umfeld informieren und mit den Vertretern der regionalen Betriebe zwanglos ins Gespräch kommen Es ist eine Orientierungsrallye für Schüler der achten und neunten Klassen von 30 Anbietern durch mehrere Berufsfelder: kaufmännische Ausbildungen, Kreativjobs, soziale, handwerkliche oder technische Berufe.

Manche, wie etwa die 15-jährige Aylin aus Poppenweiler, haben schon sehr konkrete Berufsvorstellungen. Die junge Frau hat ein wenig Geduld gebraucht, ehe sie sich beim Stand der Polizei Ludwigsburg nach vorne gearbeitet hat und sich jetzt bei Einstellungsberater Friedhelm Hummel näher informieren kann. „Meine Mama wollte schon Polizistin werden. Da hat es nicht geklappt, aber ich werde alles dafür tun“, sagt Aylin. Sie bringe die richtigen Voraussetzungen mit: „Ich bin kommunikativ, diplomatisch und mag Teamarbeit.“ Und die erste Hürde wird sie wohl auch locker schaffen: Um sich bei der Polizei zu bewerben benötigt man einen Notendurchschnitt von 3,2 – aktuell steht Aylin auf 2,1. Frauen machen inzwischen rund 26 Prozent der Belegschaft aus. Insgesamt bietet die Polizei 1340 Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg pro Jahr – 660 davon gehen an Studierende.

In vielen Branchen herrscht Bewerbermangel

Vor der Messe hat Aylin wie die anderen Besucher einen Fragebogen ausgefüllt und sich einen Überblick über die Angebote verschafft. Das gilt auch für die 14-jährige Alessia, die sich schon ordentlich mit Material eingedeckt hat. Besonders spannend fand sie den Job der E-Commerce-Kauffrau bei der Firma Hainbuch. Gut fand sie auch, dass eine Auszubildende selbst über das Berufsbild informiert hat. „Bei diesem Beruf kann man auch gestalten, Webseiten bauen und bekommt aber auch was über den Einkauf und die Buchhaltung mit“, weiß Alessia nun. Hainbuch bietet aber nur eine Ausbildungsstelle in diesem Bereich an.

Hier ist der Kampf um den Platz also noch im vollen Gange, während dagegen in anderen Branchen ein Bewerbermangel herrscht. Azubis fehlen eigentlich überall. Das liegt zum einen am demografischen Wandel, aber auch daran, dass viele junge Leute heute ein Studium einer Lehre vorziehen. Beliebt sind bei den jungen Menschen zwar Handwerksberufe wie Kraftfahrzeugmechatroniker, Anlagenmechaniker oder Friseure. Aber selbst für diese Ausbildungsberufe suchen die Betriebe intensiv nach Lehrlingen. Vollkommene Flaute herrscht indes beim Lebensmittelhandwerk – und auch im Bildungszentrum ist am Stand für Bäcker und Konditoren eher wenig los.

Der Job soll Spaß machen und Aufstiegsmöglichkeiten bieten

Oskar (15) und Amalin (17) wollen sich dagegen erst einmal inspirieren lassen und klappern vor allem die technischen, aber auch die kaufmännischen Angebote ab. Im Moment sind sie beim Logistikunternehmen EgeTrans und interessieren sich besonders für den Job des Speditionskaufmanns. Das Unternehmen bildet zweistellig in dieser Sparte aus und übernimmt nach der Lehre auch seine Azubis. „Das gibt einem schon mal Sicherheit“, findet Oskar. Doch welche Vorstellungen hat er von seinem künftigen Job generell? „Natürlich muss es Spaß machen und Geld sollte man auch verdienen. Aber es muss auch interessant sein und Aufstiegsmöglichkeiten bieten“, so der Realschüler. Eine spannende Perspektive seien für ihn die beiden Auslandsniederlassungen von EgeTrans in Mexiko und Chicago.

Wie ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Januar?

Aktuelle Zahlen
Laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit in Ludwigsburg gab es in diesem Januar für den gesamten Landkreis 2230 gemeldete Ausbildungsstellen. Denen standen 1228 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.

Folgen des Mangels
Immer mehr Betriebe stellen junge Menschen ein, die das Anforderungsprofil eigentlich gar nicht erfüllen. Deshalb gibt es während der Ausbildung immer mehr Jugendliche, die an den Berufsschulen scheitern. Diese Erfahrung macht seit einigen Jahren Ludwig Kramer, Fallmanager bei der Jobagentur in Ludwigsburg. „Der Überforderung folgt der Abbruch und man muss davor gegensteuern, damit die jungen Leute nicht zerbrechen“, sagt der Ludwigsburger Fallmanager Kramer. Statt eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker anzustreben, sollten sich Schüler mit schlechten Zensuren beispielsweise für eine Ausbildung im Logistikbereich entscheiden. Diese Tipps vermittelt er den Schülerinnen und Schüler beim Treffpunkt Ausbildung.