Ludwigsburgs US-Amerikaner Tremmell Darden ist 39 Jahre alt geworden – und kann noch immer auf hohem Niveau mithalten.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Tremmell Darden erkämpft sich in der Defensive den Ball, rennt über das gesamte Feld und versenkt den Wurf ganz locker und sicher nach wenigen Sekunden zur Führung für die MHP Riesen. So stellt sich Ludwigsburgs Coach John Patrick einen perfekten Spielzug vor. Es war der erste am Samstag, und unterm Strich stand ein 85:73-Sieg des Vizemeisters gegen Rasta Vechta. Dennoch sahen die Ludwigsburger am Ende irgendwie ganz alt aus, was wiederum mit Daden zu tun hatte.

 

Der feierte vergangenen Donnerstag Geburtstag und ist nun der einzige Spieler, der im fast schon biblischen Basketball-Alter von 39 Jahren in der Bundesliga übers Parkett huscht. Und das nicht schlecht. Denn auch am Sieg gegen Vechta hatte der US-Amerikaner seinen Anteil, wie eine Plus-Minus-Statistik von 16 unterstreicht: Das heißt er, die Riesen haben 16 Punkte mehr erzielt, wenn Darden auf dem Feld stand, auf diese Zahlen legt Patrick stets großen Wert.

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Da drückt der Coach gerne ein Auge zu, dass er mit der Mannschaftsbesprechung nach dem Spiel eine halbe Stunde lang warten muss. Denn zuvor macht Dremmel seine Stretchingübungen auf dem Feld und wirkt dabei so beweglich wie ein Weingummibärchen. Das nötigt auch Patrick Respekt ab. „So kann man auch in seinem Alter noch athletisch spielen. Das zeigt seine professionelle Einstellung.“

Seit nunmehr 16 Jahren. In dieser Zeit hat der US-Amerikaner in sage und schreibe 15 Vereinen in acht verschiedenen Ländern (darunter Australien) gespielt, das prägt einen Spieler selbst in diesem schnelllebigen Geschäft: „Ich versuche immer, mit offenen Augen und Ohren durchs Leben zu gehen, deshalb gibt es von jedem Ort Dinge, die ich mitgenommen habe. Besonders Griechenland hat in dieser Hinsicht einen großen Eindruck hinterlassen.“

Dort hat er bei Olympiakos Piräus gespielt, ein bekannter Name – aber nichts gegen Real Madrid, die Königlichen. Auch bei denen war Darden aktiv, es ist so etwas wie der Ritterschlag: „Es ist vielleicht der größte Club – in Europa. Egal ob Fußball oder Basketball“, sagt der 1,94 Meter große Modellathlet. Deshalb sei der Erfolgsdruck dort immens. „Im Gegenzug herrscht eine absolut professionelle Arbeit, die Bedingungen sind perfekt“. Kein Wunder, Real wies vor der Corona-Krise einen großzügigen Etat von mehr als 40 Millionen Euro auf. „Es war in vielerlei Hinsicht die beste Etappe meiner Karriere.“

Was nichts gegen Ludwigsburg heißen soll. „Auch hier gibt jeder, auf und neben dem Parkett, alles, um erfolgreich zu sein.“ Bestes Beispiel war die vergangene Saison, als die Riesen fast schon sensationell Vizemeister wurden. Das hat auch Darden, der zuletzt beim Ligarivalen Mitteldeutscher BC gespielt hat, mitbekommen, betont aber: „Satt ist deshalb niemand.“

Und auch aktuell sind die Riesen als Zweiter schon wieder auf Erfolgskurs. Und leben mehr denn je von ihrem galligen Spiel, das musste auch Vechta-Coach Thomas Päch zugeben: „Ludwigsburg spielt unglaublich intensiv, es ist unmöglich, im Training den Druck zu simulieren, den man hier erlebt.“ Das hat Dremmel schnell verinnerlicht: „Hier wird auf jedes Detail geachtet, gerade defensiv.“

Verteidigung als Schlüssel zum Erfolg

In der ersten Hälfte am Samstag lief das Pressing perfekt, nur 30 kassierte Punkte sagen alles. Erst als Patrick im Schlussviertel auch den jungen Spielern vermehrt Einsatzzeiten gab, klappte das nicht mehr ganz so gut. Dennoch haben auch diese Spieler Potenzial, wie Trainersohn Jacob Patrick – der Gegenpol zu Darden. Mit gerade mal 17 Jahren ist er der jüngste Spieler der BBL. Darden, der aufgrund seiner Vita schon in vielen Vereinen Pops (Papa) genannt wurde, hilft, wo er kann, und sagt: „Jacob macht seinen Weg mit harter und kontinuierlicher Arbeit und einen Schritt nach dem anderen.“ Beim Final-Turnier in München hat er sogar einige Schritte auf einmal gemeistert. Das hat dem Veteran imponiert. Sein ältester Sohn ist nur drei Jahre jünger als Jacob Patrick. Und nun wie die gesamte Familie in Deutschland. Das hilft auch abseits des Parketts. „Es gab schon einfachere Zeiten. Aber die Situation hier wird gut angenommen, niemand nimmt das auf die leichte Schulter.“ Corona meint er.

Aber auch das nächste Spiel nicht. Das folgt am Dienstag in Chemnitz. John Patrick: „Ich hoffe, wir sind über die gesamte Spielzeit noch konzentrierter.“ Darden sogar schon früher, denn auch vor dem Spiel braucht er seine Zeit fürs Stretchen. Wie sagt er: „Das Alter allein ist nicht mehr als eine Zahl. Es gibt eine Reihe von Tricks, um ihm ein Schnippchen zu schlagen.“ Frag nach bei Tremmell Darden.