Die Klapphandys sollen zu mehr Umsatz führen. Das TV-Geschäft schwächelt, obwohl es schon wieder neue Standards gibt. Die Branche sucht das „nächste große Ding“.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Berlin - Was wäre die Ifa ohne das Verkünden von zukünftigen Trends? Auf der Berliner Technikmesse stehen dabei die umsatzstärksten Geräte, die Smartphones und Fernseher, im Mittelpunkt. Die Hoffnung ruht auf faltbaren Handys: Im Februar hatten Huawei und Samsung ihre Modelle präsentiert, mussten dann aber wieder zurückrudern – in den Tests waren die Knickhandys der Dauerbelastung nicht gewachsen. Jetzt soll Samsungs Galaxy Fold tatsächlich auf den Markt kommen, und die Unternehmensberatung Deloitte und der IT-Branchenverband Bitkom sehen hierfür Bedarf. „Jeder dritte Verbraucher würde faltbare Smartphones nutzen“, konstatieren sie in ihrer gemeinsamen Studie „Zukunft der Consumer Technology 2019“.

 

Was wiederum nicht heißt, dass die Befragten die Klapphandys auch kaufen würden. Für einen Kauf spricht, dass die Smartphones aufgefaltet einen größeren Bildschirm bieten und damit die Möglichkeit, zwei oder mehr Anwendungen gleichzeitig zu nutzen – das könnte gerade für die geschäftliche Nutzung interessant sein. Auch der Akku ist größer und damit die Laufzeit länger, und eingeklappt benötigen die Handys weniger Platz, sind aber auch dicker. Was gegen sie spricht: Laut Studie taugen sie nicht einmal für jeden Zehnten zum Statussymbol, bei Preisen um die 2000 Euro ist das kein gutes Vorzeichen.

Smartphones spülen Geld in die Kassen

Dennoch spülen Smartphones noch am meisten Geld in die Kassen. Ihr Umsatz in Deutschland soll dieses Jahr um gut zehn Prozent auf zwölf Milliarden Euro wachsen. Zwar stagniert der Absatz, aber der Trend zu Übergröße, besseren Kameras und schnelleren Prozessoren treibt den Preis: 532 Euro gibt dieses Jahr laut Bitkom-Prognose ein Verbraucher im Schnitt für ein Smartphone aus. Leider ist deshalb der Markt bei Digitalkameras eingebrochen, selbst Mittelklassemodelle sind betroffen.

Dass gerade die Jüngeren lieber auf Smartphones, Tablets und Laptops Videos und Filme schauen, wirkt sich auch auf den TV-Markt aus. Der Verkauf an Privatkunden geht weiter zurück und soll laut der Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik dieses Jahr nur noch vier Milliarden Euro betragen. Der Durchschnittspreis ist mit 587 Euro pro Stück derzeit kaum höher als der eines Smartphones. Hier ruhen die Hoffnungen auf dem neuen 8k-Standard, der 33 Millionen Bildpunkte bietet. Hier kann man direkt vor dem Bildschirm stehen, ohne dass das Bild verwischt. Das 8k-TV ist wohl noch einige Jahre vom Massenmarkt entfernt – selbst für den aktuellen 4k-Standard gibt es noch kaum Filme oder Serien zu sehen.

40 Prozent der Internetnutzer zahlen für Videodienste

Überraschendes wird es kaum auf der Ifa geben, glaubt Boston-Consulting-Analyst Roman Friedrich: „Wir werden keine technologischen Durchbrüche sehen.“ Deshalb setzen die Branchenexperten auf die Veränderungen, die in den Geräten stecken, und auf die Plattformen, die diese verbinden. Die Streaminganbieter haben sich besonders erfolgreich etabliert, sie sind ein Teil der „verborgenen Revolution“, wie Bitkom-Experte Sebastian Klöß es nennt. Derzeit zahlten 40 Prozent der Internetnutzer für kostenpflichtige Videodienste wie Netflix und Amazon Prime, heißt es bei Deloitte, jeder Fünfte gebe Geld für Musik-Streaming aus. „Die großen Plattformbetreiber sind die wesentlichen Akteure“, sagt Deloitte-Experte Klaus Böhm: „Sie aggregieren die Inhalte aus verschiedenen Mediengattungen und investieren massiv in eigene Inhalte, um Nutzern eine reichhaltige Auswahl an Inhalten aus einer Hand zu bieten.“