Auf dem Cannstatter Volksfest gilt für die meisten Bierzelt-Besucher: Getragen wird, was gefällt und praktisch ist. Längst werden Dirndl und Lederhose auch mit bequemem Schuhwerk kombiniert. Adidas ist auf den Zug aufgesprungen und hat Sneaker auf den Markt gebracht, die sogar bierabweisend sein sollen.

Stuttgart - Egal ob bei Frisuren, Outfits oder Accessoires: Pünktlich zum Oktoberfest in München und zum Cannstatter Volksfest in Stuttgart gibt es wieder neue Mode-Trends. Längst ist das Dirndl und die Lederhose bei den traditionellen Bierfesten nicht mehr wegzudenken. Doch mit den Trachten, die sich aus der Kleidung der Bauern zwischen 1800 und 1900 entwickelte, haben die Billig-Dirndl und -hosen nicht mehr viel zu tun. „Was heute zu den Festen getragen wird, kann man als Event-Kleidung bezeichnen, die auch ihre Berechtigung hat“, sagt Gunter Dlabal, Vorsitzender des Südwestdeutschen Gauverbands der Heimat- und Trachtenvereine. Die bäuerliche Tracht allerdings sei von hoher Qualität gewesen, aus feinsten Baumwoll- und Leinenstoffen. „Ein Dirndl für 100 Euro entspricht nicht dieser Qualität und kann deswegen auch nicht als Tracht bezeichnet werden.“

 

Dirndl und Lederhosen werden mit Sneaker kombiniert

Doch Gemeinsamkeiten gibt es durchaus: Verzierten die reichen Bauern damals ihre Tracht mit Silberknöpfen und Stickereien, so suchen die Volksfest-Fans heutzutage auch nach Accessoires, mit denen sie ihre Outfits aufpeppen können. Pünktlich zur Bierzelt-Saison bringt deshalb auch Adidas einen Sneaker heraus, der nicht nur passend zum Volksfest mit Stickereien und dem Schriftzug „Prost“ versehen ist, sondern dank seines Obermaterials auch noch bierabweisend sein soll. Sogar Erbrochenes schadet den Schuhen nicht, wird bereits gewitzelt. Offiziell heißt der Schuh „München MIG“, da die Firma keine Rechte an den Namen „Oktoberfest“ oder „Wiesn-Sneaker“ hat.

Aber darf man Dirndl und Lederhosen überhaupt mit Sneaker kombinieren? Längst haben sich die Wasen-Besucher über alle vermeintlichen Stil-Regeln hinweg gesetzt. Während die einen ihre Lederhosen stilecht mit Haferlschuhen und die Dirndl mit flachen Pumps, Ballerinas oder Schnürstiefeln kombinieren, haben sich die nächsten für bequeme Varianten wie Chucks oder Sneaker entschieden. Das mag für Mode-Experten ein Fauxpas sein, doch in den Bierzelten gilt: Getragen wird, was gefällt. Schließlich muss es beim Schunkeln und Tanzen auch bequem zugehen. Ein wasser- beziehungsweise bierabweisender Schuh mag da durchaus praktisch sein. Allerdings liegt der Adidas-Sneaker bei knapp 200 Euro – und dürfte damit für viele Bierzelt-Touristen zu teuer sein.