Die Entwicklung bei jugendlichen Komasäufern sei laut AOK erstmals seit dem Jahr 2008 rückläufig.

Stuttgart - Das nächtliche Alkoholverkaufsverbot an Tankstellen und breite Aufklärungskampagnen zeigen Wirkung: Im vergangenen Jahr sind nach Auskunft der AOK in Baden-Württemberg 1619 junge Menschen unter 20 Jahren oder 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Wir freuen uns über den Rückgang an sogenannten Komatrinkern“, sagte AOK-Landeschef Christopher Hermann in Stuttgart. Die Entwicklung sei erstmals seit Beginn der Erhebungen der AOK im Jahr 2008 rückläufig.

 

Mehr Jungen als Mädchen eingeliefert

Alkoholkonsum bei Jugendlichen sei besonders schädlich, da die körperliche Entwicklung in diesem Alter noch nicht abgeschlossen ist, sagte Hermann. „Der Alkohol kann in jungen Jahren nur sehr langsam abgebaut werden, daher führen bereits geringe Mengen zu schweren Schädigungen und Vergiftungen“. Am stärksten gefährdet sei das Gehirn, dessen Reifung meist erst mit dem 17. Lebensjahr abgeschlossen ist.

Nach AOK-Angaben sind die eingelieferten Jugendlichen im Schnitt 17,16 Jahre alt. „Es ist eine weitere positive Nachricht, dass das Durchschnittsalter der Komatrinker in den vergangenen Jahren nicht mehr zurückgegangen ist“, sagte Hermann. Insgesamt schlugen die Kosten für die stationäre Behandlung der jugendlichen Komasäufer 2011 mit rund einer Million Euro bei der AOK Baden-Württemberg zu Buche. Durchschnittlich sind das etwa 621 Euro pro Patient.

Der Alkoholmissbrauch ist bei Jungen stärker verbreitet als bei Mädchen. Rund 61 Prozent der stationär behandelten Jugendlichen im Jahr 2011 waren nach Auskunft der größten gesetzlichen Krankenkasse im Südwesten männliche Versicherte. „Die unterschiedlichen Zielgruppen müssen bei den Präventionsmaßnahmen noch stärker berücksichtigt werden“, forderte Hermann.

Die AOK Baden-Württemberg fördert nach eigenen Angaben seit Jahren die suchtpräventiven Projekte der kommunalen Suchtbeauftragten in den Stadt- und Landkreisen mit mehr als 300 000 Euro jährlich. Kommt ein Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus, wird möglichst noch während des Krankenhausaufenthalts ein Suchbeauftragter informiert. Dieser kontaktiert die betroffenen Jugendlichen, um frühzeitig individuelle Schritte einzuleiten.