Was zu viel ist, ist zu viel: Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni trennt sich von ihrem Lebenspartner und Vater ihrer siebenjährigen Tochter Ginevra.
Die Mitteilung war kurz: „Meine Beziehung mit Andrea Giambruno, die fast zehn Jahre gedauert hat, ist zu Ende. Ich danke ihm für die wunderbaren Jahre, die wir zusammen verbracht haben, für die Schwierigkeiten, die wir durchschritten haben, und für das das schönste Geschenk meines Lebens, das er mir gemacht hat: unsere Tochter Ginevra“, schrieb Giorgia Meloni am Freitag auf ihrer Facebook-Seite und anderen sozialen Medien.
Illustriert hat sie den Text mit einem Selfie aus glücklicheren Tagen: Sie und ihr Partner strahlen zusammen mit der damals etwa einjährigen Ginevra in die Handy-Kamera. „Unsere Wege haben sich schon seit einiger Zeit getrennt, und es ist der Moment gekommen, davon Kenntnis zu nehmen“, fügte die italienische Regierungschefin in ihrem Post noch an. Die 46-jährige Meloni und der 42-jährige Giambruno sind nicht verheiratet.
Vulgäre Anmache von Kolleginnen
Unmittelbarer Anlass für die Trennung waren vulgäre Anzüglichkeiten gegenüber Kolleginnen, die sich TV-Mann Giambruno in den Mediaset-Studios geleistet hat, wo er eine Talk-Sendung moderiert. Die sexuellen Belästigungen erfolgten vor und nach der Sendung, bei noch laufenden Kameras und offenen Mikrophonen – was Giambruno offenbar nicht bemerkt hatte. Die Mitschnitte wurden in den vergangenen Tagen von der Satire-Sendung „Striscia la Notizia“ ausgestrahlt. Sie zeigten den Partner der Regierungschefin, wie er einer Kollegin unerwünschte Komplimente macht, ihr übers Haar streicht und sie einlädt, sich mit ihm und anderen Kollegen an einem „flotten Dreier“ oder einem „flotten Vierer“ zu beteiligen. Das waren von seinen Vulgaritäten noch die am wenigsten schwerwiegenden.
Die Video- und Tonsequenzen waren wohl der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Herr Meloni“, wie Giambruno scherzhaft genannt wurde, hatte in den vergangenen Monaten immer wieder mit verbalen Entgleisungen Schlagzeilen gemacht. So verglich er zum Beispiel vor kurzem die Ankunft von Zehntausenden Bootsflüchtlingen mit der „transumanza“, also der traditionellen Wander-Weidewirtschaft. Er stellte die Flüchtlinge also auf die gleiche Stufe wie Tiere. Proteste löste er auch mit seiner Aussage aus, Frauen sollten sich eben nicht betrinken, wenn sie nicht vergewaltigt werden wollen. Zur Ikone der Klimaleugner wurde er mit dem Spruch, dass es für ihn keine Nachricht sei, „wenn es im Sommer warm ist“. Ganz Italien litt damals unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad.
Ironie des Schicksals
Der stets mit viel Haargel frisierte Giambruno war für Meloni längst zur Belastung geworden und so kommt die Trennung nicht wirklich überraschend. Dennoch beherrscht sie in Italien die Schlagzeilen. Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Ironie des Schicksals, dass nun ausgerechnet die rechtsnationale Meloni, die mit dem Slogan „für Gott, Familie und Vaterland“ für sich und ihre Partei wirbt, vor dem Scherbenhaufen einer Partnerschaft steht.
Auf der anderen Seite beweist Meloni mit ihrem Laufpass an den hochnotpeinlichen Giambruno, dass sie – bei all ihren sonst zum Teil ultrakonservativen Ansichten bezüglich der „natürlichen Familie aus Mann, Frau und Kind“ – eine moderne Frau ist, die sich in der Männerwelt durchzusetzen weiß und sich nicht alles bieten lässt. Millionen italienische Frauen erdulden den alltäglichen Sexismus in der Gesellschaft und anzügliche Sprüche ihrer Ehemänner an andere Frauen immer noch stillschweigend – Giorgia Meloni nicht. Sie hat am Freitag denn auch in den sozialen Medien sehr viel Zuspruch erfahren, auch von linken Politikerinnen.