Tri-Bühne-Stück im Schlosshof in Stuttgart „Romeo und Julia“ reloaded

Szene aus „Romeo und Julia“ Foto: Tri-Bühne

Die Tri-Bühne erzählt im Hof des Alten Schlosses Shakespeares „Romeo und Julia” als Clash-of-Culture-Geschichte.

Und schon wieder sind sie tot. Kaum ein Liebespaar der Weltliteratur wurde im Laufe der Zeit wohl so häufig umgebracht wie Shakespeares Romeo und Julia. In der Inszenierung der Tri-Bühne im Hof des Alten Schlosses enden die beiden Dahingeschiedenen diesmal eng umschlungen auf einer Holzkiste. Er im weißen Hemd, sie im langen Brautkleid – ein Symbol gegen Hass und Spaltung. Damit wirkt der historische Stoff erschreckend aktuell. Denn im Angesicht von Krieg, Pandemie und Demokratiekrise steht auch in unserer Zeit vielerorts das Spaltende im Vordergrund.

 

Mit globalpolitischer Färbung

In diesem Sinne kündigte sich auch die Inszenierung von Edith Koerber, die am Mittwoch im Rahmen des Stuttgarter Kultursommers Premiere feierte, als Neuerzählung von „Romeo und Julia“ mit globalpolitischer Färbung an. Zum Familienzwist zwischen den Montagues und den Capulets sollte eine neue Ebene hinzukommen: der Clash of Cultures. Diesen sollte vor allem die Besetzung von Romeo mit Aron Keleta deutlich machen, der ursprünglich afrikanische Wurzeln hat. Doch leider ging dieses Konzept nicht auf. Der Grund: Koerber erzählt den Zusammenprall verschiedener Kulturen und Sichtweisen nicht konsequent aus. Keine der rassistischen Beleidigungen zum Beispiel, die Romeo immer mal wieder an den Kopf geworfen werden, hat eine Konsequenz für die Handlung oder das Verhalten der Figur. So belässt es Koerbers Inszenierung bei einem kurzen Blinzeln in Richtung Hass, Hierarchien und Rassismus.

Unangenehm real

Deutlicher wird der Clash of Cultures auf einer anderen Ebene: Wenn Julias Vater (Melchior Morger) nach der Weigerung seiner Tochter, den Grafen Paris zu heiraten, als rasender alter weißer Mann durch ihr Schlafzimmer tobt, Julia als Schlampe beschimpft und sie brutal in die Ecke drängt, ist das Machtgefüge zwischen dem mächtigen Mann und der jungen Frau für einen Moment unangenehm real. Solche Ausbrüche, solchen Mut hätte man sich häufiger gewünscht an diesem Abend.

Romeo und Julia. Fr, 1. 7., 20 Uhr

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