„Ich möchte nicht zur WM fahren und mich blamieren“, sagt Mike Preuss. Der Triathlet aus Sillenbuch trainiert deshalb wie ein Weltmeister, auch wenn er hinterher im Herbst in Down Under vielleicht gar keiner wird.

Sillenbuch - Im Meer bei hohen Wellen 1,9 Kilometer schwimmen? Oder vielleicht 90 Kilometer Fahrrad fahren? Oder doch lieber 21,2 Kilometer laufen? Während manch einer bei solchen Einzeldistanzen bereits an seine Grenzen stoßen könnte, geht der Sillenbucher Mike Preuss einen Schritt weiter und quält sich durch alle drei Disziplinen – das Ganze unmittelbar nacheinander.

 

Fünf Stunden körperlich am Limit

Ironman 70.3 heißt die besagte Kategorie der Sportart Triathlon, an der der 51-jährige Modellathlet so sehr Gefallen gefunden hat. Das bedeutet, fünf Stunden körperlich am Limit zu agieren.

Für Preuss stellt das mittlerweile kein Problem mehr dar. Bei seinem letzten Halb-Ironman in Dänemark über die Distanz von 70.3 Meilen, was umgerechnet 113 Kilometer entspricht und die Summe aller Einzeldisziplinen darstellt, schnitt er sogar so gut ab, dass er sich in seiner Altersklasse für die im September im australischen Mooloolaba stattfindende Weltmeisterschaft qualifiziert hat.

„Ich möchte nicht zur WM fahren und mich blamieren“, sagt der Triathlet, dessen Motivation durch die erfolgreiche Qualifikation noch einmal gesteigert wurde. „Daher versuche ich wie ein Weltmeister zu trainieren, auch wenn ich am Ende kein Weltmeister werden sollte, so habe ich mich zumindest wie einer vorbereitet.“

Während er sich für seine anderen Wettkämpfe bisher an Trainingsplänen aus dem Internet orientiert hat, ist ihm das im Hinblick auf das bevorstehende Großereignis zu wenig. Um die 14 bis 20 Stunden Training pro Woche so effizient wie möglich zu gestalten, hat er in sich der ehemaligen Olympia-Teilnehmerin (Platz 15, 2008 in Peking) und mehrfachen deutschen Meisterin, Ricarda Lisk, eine professionelle Trainerin gesucht. Die Waiblingerin hat sein Trainingsprogramm auf den Saisonhöhepunkt im September zugeschnitten.

Vier Ironmans hat er hinter sich

Ende der 1980er-Jahre hatte Preuss zum ersten Mal an einem Triathlon teilgenommen, wegen des Nachwuchses blieb dem vierfachen Familienvater aber schon bald keine Zeit mehr dafür. Vor drei Jahren entdeckte der freiberufliche Finanzdienstleister die Leidenschaft durch einen Bekannten erneut für sich.

Vier Ironmans hat er bisher absolviert. Das Schwimmen liegt ihm als ehemaliger Schwimmtrainer besonders gut: „So ein Massenstart im Meer ist schwierig, besonders, wenn die Wellen anderthalb Meter hoch sind“, sagt Preuss. „Da ich ein relativ guter Schwimmer bin, gebe ich auf den ersten 100 bis 200 Metern richtig Gas, um mich so von der großen Masse zu trennen.“

Als ehemaliger Halbmarathon-Läufer kommt ihm die Laufdisziplin ebenfalls gut zupass, nur auf das Radfahren würde er gerne verzichten. „Radfahren ist meine persönliche Herausforderung“, sagt er. „Das mache ich nur aus reiner Not. Für das Training würde ich lieber auf dem Ergometer sitzen als auf dem Rennrad auf der Straße.“

Am Wochenende steht er um 5 Uhr auf

Drei Disziplinen adäquat zu trainieren benötigt viel Zeit. Ohne die Unterstützung und das Verständnis der Familie wäre das kaum möglich. Und Preuss hat seine Strategie: Am Wochenende steht er morgens um 5 Uhr auf und fängt eine halbe Stunde später an zu trainieren. So bleibt nach dem Training Zeit für die Familie.

Es kommt außerdem vor, dass gemeinsam geübt wird. „Manchmal kommen meine Töchter mit zum Schwimmen, das reizt mich dann immer zusätzlich, mein Bestes zu geben, da beide mindestens genauso schnell schwimmen können wie ich“, sagt der Sillenbucher. Und im Herbst geht es dann – familiär gut trainiert – nach Down Under zur Weltmeisterschaft.