15,2 Kilometer Schwimmen, 720 Kilometer Radfahren und 170 Kilometer Laufen. Dies wohlgemerkt am Stück. Das hatten sich Henrik Veigel aus Sillenbuch und sein Triathlonkollege Thomas Obst vorgenommen.

Sillenbuch - Es war ein grandioses Erlebnis und just das große Abenteuer, das sie gesucht hatten – auch wenn sie letztlich gescheitert sind. „Wir hätten gar nicht gewollt, dass es besser läuft. Genau das wollten wir erleben“, sagt Thomas Obst nach den Strapazen.

 

Gemeinsam mit seinem Triathlonkollegen Henrik Veigel von Tria Echterdingen hatte sich der 30-jährige Student der Luft- und Raumfahrttechnik an Pfingstsonntag um 5 Uhr in der Früh aufgemacht, einen vierfachen Triathlon zu bewältigen: 15,2 Kilometer Schwimmen, 720 Kilometer Radfahren und 170 Kilometer Laufen. Dies wohlgemerkt am Stück. Sechs Tage später, um 13.50 Uhr, hat das Duo nach einem 22 Kilometer langen Schlusssprint nach Vizzavona sein „kleines abenteuerliches Vorhaben“, wie Veigel es nennt, für beendet erklärt. Die Bilanz: 15,2 Kilometer Schwimmen im Genfer See, 510 Kilometern im Sattel über die französischen Alpen und 90 Kilometer zu Fuß auf dem Fernwanderweg GR20 durch das korsische Hochgebirge.

Von professioneller Vorbereitung kann keine Rede sein

Es waren vor allem gesundheitliche Aspekte, die die Echterdinger Triathleten zur Aufgabe zwangen. Veigel, 43-jähriger allein erziehender Vater dreier Kinder (8/11/12) hat eine 20 Jahre alte Knieverletzung zu schaffen gemacht. „Es wäre nur noch mit Schmerztabletten weitergegangen“, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg aus Sillenbuch. Doch das wollte keiner von beiden. „Dass wir gescheitert sind, ist nicht so dramatisch, wir hatten trotzdem viele tolle Erlebnisse“, sagt Obst, der im vergangenen August als WG-Partner ins Haus der Veigels gezogen ist. Obendrein: von professioneller Vorbereitung konnte keine Rede sein. „Wir sind einfach drauf los – mit ganz viel Herzblut“, sagt Veigel.

Schon die lange Schwimmeinheit im 21 Grad warmen Genfer See lief nicht ganz so wie gedacht. Während Obst mit muskulären Probleme zu kämpfen hatte, wurde Veigel seekrank. „Ich war total überrascht, dass einem das als Schwimmer passieren kann“, sagt er. Nichtsdestotrotz stiegen beide nach fünfeinhalb Stunden aus dem Wasser, um sich nach einer kurzen Mittagspause aufs Rad zu schwingen und die ersten 100 Kilometer herunterzuspulen.

Sie haben sich nie entmutigen lassen

In einem Park bei Chambéry schliefen sie vier Stunden in einem Hüttenschlafsack. Es folgten 250 Kilometer durch das Rhonetal bei bis zu 37 Grad Hitze und ständigem Gegenwind. „Wir haben jede Situation so genommen, wie sie kam, und haben uns nie entmutigen lassen“, sagt Obst. Nach einem Abendessen am Fuß des Mont Ventoux bezwangen die Männer bei Mondschein den legendären Berg der Tour de France. Am dritten Tag, nach einer vierstündigen Schlafpause im Hotel und einer kurzen Überführung im Begleitfahrzeug – beide hatten Magenprobleme – ging’s von Barcolonette den Col de la Cayolle hinauf – der vorläufige Höhepunkt der Tour auf 2326 Metern und Veigels Wunschanstieg bei der ganz persönlich gewählten Leidenstour. Den Weg nach Nizza legte das Duo hernach mit einem 40er Schnitt zurück.

Mit der Fähre ging’s schließlich über Nacht nach Korsika. Erholung, die nötig war, denn auf dem GR20 sollte nicht nur eine Grenzerfahrung auf die Freunde warten: Geröll, extreme Kletterpassagen und Schnee, der die Orientierung schwierig machte, weil die Wegmarkierungen auf den Steinen nicht mehr zu sehen waren – nach elf Stunden erreichten sie dennoch Haut-Asco, mussten dann aber ins Auto umsteigen, weil der anschließende Abschnitt wegen Schneefeldern gesperrt war.

Aufstieg bei Vollmond

Bei Vollmond folgte schließlich der Aufstieg zur nächsten Schutzhütte, die sie um 1.30 Uhr erreichten. Vier Stunden später ging’s weiter – 39 Kilometer in 15 Stunden durch alpines Gelände mit vielen Kletterpassagen bis zur Petra Piana. Dort erzählten sie einigen Franzosen ihre Geschichte, die ihnen hernach völlig begeistert ihre Rettungsdecken für die Nacht überließen. Dank Kartons und Zeitungen, die neben der Hütte lagen, „haben wir dann mal relativ warm geschlafen“, sagt Veigel. Am nächsten Tag war dann nach insgesamt 90 Kilometern und 7700 Höhenmetern Schluss – zumindest mit diesem Abenteuer. Die beiden Verrückten, wie sie sich selbst bezeichnen, haben schon eine neue Idee. Und die könnte in etwa so aussehen: Mit dem Gleitschirm auf dem Rücken die Berge hochlaufen und dann zum nächsten Anstieg ins Tal fliegen. „Es gibt deutlich Schöneres, als den Berg hinunterzulaufen“, sagt Thomas Obst.