Nach einer Klage von Kader-Kollegin Rebecca Robisch kann die Malmsheimerin Hanna Philippin erneut kurz von Rio träumen. Doch der Deutsche Olympische Sportbund trifft eine harte Entscheidung und nominiert nur Anne Haug

Renningen-Malmsheim - Es ist eine Hiobsbotschaft für die Triathleten. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat gestern aus dem nationalen Kader allein Anne Haug für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro nominiert. Sie hatte sich als einzige der Nationalmannschaft gemäß der offiziellen Nominierungskriterien der Deutschen Triathlon Union (DTU) ihre Fahrkarte sichern können.

 

Zu Beginn der Woche bekam der Kampf um die begehrten Startplätze noch einmal eine ganz andere Richtung. Plötzlich war auch wieder Hanna Philippin aus Malmsheim mit im Spiel. Die 23-Jährige hatte sich erneut Hoffnungen auf Olympia machen können, obwohl sie nicht auf der Nominierungsliste der DTU geführt wurde.

Bereits im Juni war für Philippin der Traum von Rio geplatzt. Sie hatte die geforderte sportliche Leistung nicht erbracht. Ihre Kader-Kollegen Laura Lindemann, Anja Knapp, Steffen Justus sowie Gregor Buchholz erfüllten zwar auch nicht die Vorgaben, wurden aber vom Verband zur Nominierung vorgeschlagen. Lindemann und Knapp sollten als starke Schwimmerinnen Anne Haug im Kampf um eine Medaille unterstützen. Dagegen hatte eine weitere Athletin, Rebecca Robisch aus Saarlouis, die wie Philippin durch das Raster gefallen war, eine Klage bei der DTU eingereicht, weil sie sich benachteiligt fühlte.

Die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) gab Robisch Recht. Daraufhin reagierte die Triathlon Union und ergänzte die Nominierungsliste um die Namen Robisch und Philippin. „Ich war selbst überrascht, weil ich damit gar nichts zu tun hatte“, sagte die Profisportlerin aus Malmsheim, die in Saarbrücken lebt. „Ich kann Rebecca zwar verstehen, doch finde ich es nicht gerechtfertigt, zu klagen, weil wir die Qualifikation ja nicht geschafft haben.“ Rio de Janeiro war für sie bereits abgehakt. Philippin: „Da ist eine kleine Welt zusammengebrochen, aber in der Zwischenzeit habe ich schon wieder andere Rennen geplant.“ So wird sie am kommenden Wochenende bei der Weltmeisterschaftsserie in Hamburg an den Start gehen. Das Einzelrennen ist am Samstag, der Team-Wettbewerb am Sonntag. Anfang September folgt das Rennen im kanadischen Edmonton.

Über die jüngste Entscheidung des DOSB, jetzt doch nur Anne Haug nach Rio zu schicken, war sie sehr überrascht. „Damit habe ich nicht gerechnet. Für den Triathlon-Sport ist das eine Katastrophe, da werden einige Tränen bei meinen Kollegen fließen, die auf der Nominierungsliste standen.“ Philippin hätte sich gewünscht, das gesamte Kontingent, also fünf Startplätze, ausschöpfen zu können. „Wir sind doch alle auf einem ähnlichen Leistungsstand. Ich hätte allen die Daumen gedrückt.“

Für Matthias Zöll, Generalsekretär und derzeit auch Sportdirektor der DTU, hat die Gerichts-Geschichte einen faden Beigeschmack. „Das ist kein guter Verliererstil und nicht vorteilhaft für den Triathlon-Sport.“ Schließlich hätten alle die Chance gehabt, sich für Olympia zu qualifizieren. „Es stimmt uns etwas traurig, wenn jemand, der nicht durch Leistung überzeugen kann, dann den juristischen Weg geht.“ Der Verband habe weiterhin an der ersten Entscheidung, neben Anne Haug auch Laura Lindemann und Anja Knapp mitzunehmen, festgehalten. „Das ist unsere sportfachliche Einschätzung gewesen, um ein möglichst gutes Gesamtergebnis zu erreichen.“ Nun ist das ganze Makulatur. Anne Haug wird in Rio auf sich allein gestellt sein. „Wenn nun alle daheim bleiben, ist es auch recht“, so Matthias Zöll.

Und auch Hanna Philippin, die seit drei Wochen im Trainingslager in St, Moritz weilt, versucht nun, das ganze nicht an sich heranzulassen. „Ich konzentriere mich jetzt auf die Weltmeisterschaftsserie.“