Interview: Polizeisprecher Peter Widenhorn erklärt, wie man sich schützt.

Kreis Böblingen/Ludwigsburg - Allein 160 000 Euro haben Trickbetrüger in der vergangenen Woche in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg am Telefon ergaunert, indem sie sich als Polizisten ausgaben. Wir fragen nach bei Peter Widenhorn, Sprecher im Polizeipräsidium Ludwigsburg.

 

Herr Widenhorn, was ist da gerade los?

Es ist immer die gleiche Masche. Die Betrüger rufen an und melden sich als Kriminalbeamte oder Beamte der örtlichen Polizei. Sie sprechen in der Regel hochdeutsch. Dann erklären sie, in der Nachbarschaft seien Einbrecher festgenommen worden. Bei denen habe man persönliche Informationen der Angerufenen gefunden. Jetzt wolle man sie warnen und ihr Bargeld oder Wertgegenstände zur Sicherheit verwahren.

Wie erkennt man den Betrug?

Peter Widenhorn. Foto: privat
Die Polizei nimmt niemals Bargeld oder Wertgegenstände zur Verwahrung. Daran erkennt man es am schnellsten. Oft zeigt die Anruferkennung die Nummer 110 an. Aber von dieser Nummer kann niemand anrufen. Falls tatsächlich mal etwas vorkommt, dann kommen die Kollegen immer persönlich vorbei und weisen sich entsprechend aus.

Wenn ich angerufen werde, was soll ich dann tun?

Auflegen! Wenn Sie können, schreiben Sie die Telefonnummer auf. Und melden Sie sich unverzüglich bei der Polizei. Wir sind interessiert daran, wo die Anruferwelle gerade eingeht. Und es ist ja immer jemand in der Nähe, der das Geld bei den Betroffenen abholt. Im Moment werden wir von solchen Meldungen überschwemmt. Da geht es nicht nur um falsche Polizisten. Auch der Enkeltrick, dubiose Gewinnversprechen oder die falschen Microsoft-Mitarbeiter sind wieder im Kommen.

Wie kommen die Betrüger an ihre Opfer?

Ganz klassisch übers Telefonbuch. Da steht ja die Adresse dabei. Oft wird gezielt nach Namen gesucht, die eher ältere Menschen tragen. Wenn sich jemand am Telefon zugänglich zeigt, wird eine Geschichte erzählt und mehr und mehr Druck aufgebaut. Mittlerweile reagieren die Täter auch auf unsere Bemühung. Die neuste Masche beispielsweise ist, dass angeblich ein Bankmitarbeiter beteiligt ist, der Geld von Konten abräumt. In die eigene Tasche oder weil er erpresst wird. Anfängliche Zweifel werden immer weg argumentiert.

Muss da der Bank nicht was auffallen?

Das ist schwierig, da es ja auch das Bankgeheimnis betrifft. Solche Betrugsmaschen kommen immer in Wellen. Wenn wir etwas merken, informieren wir die Kreditinstitute und bitten sie, ihre Mitarbeiter zu sensibilisieren. Dass eben nachgefragt wird, wofür so viel Bargeld abgehoben wird. So wurden schon einige Transaktionen verhindert. Wenn es eine plausible Erklärung gibt, stecken sie allerdings in einer Zwickmühle. Aber auch hier sind die Täter schlau. Sie erzählen die Geschichte mit dem Maulwurf in der Bank und raten dazu, kleinere Summen abzuheben, die keine Aufmerksamkeit erregen. Manchmal über Tage oder sogar Wochen hinweg.