Wie kommt ein Telefonbetrüger am schnellsten an das Geld seiner Opfer? Die Gruppierung der falschen Polizisten hat nunmehr eine besonders perfide Methode entdeckt.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die falschen Polizisten haben ihre perfiden Methoden weiter verfeinert – und einen neuen Dreh gefunden, wie sie an die Ersparnisse ihrer Opfer kommen. Erstmals in Stuttgart haben nicht etwa Kuriere das Geld an der Haustür abgeholt. Die Betrüger haben sich das Geld direkt geholt – per Onlinebanking.

 

Premiere hatte die Masche am Montagmorgen bei einem Ehepaar auf den Fildern. Ein Anrufer gab sich telefonisch als Polizist aus und fragte einen 85-Jährigen, ob er Unregelmäßigkeiten beim Online-Banking festgestellt habe. Vermutlich wäre das Gespräch beendet gewesen, wenn der Mann seine Bankgeschäfte nicht über den Heimcomputer abwickeln würde. Doch die Frage ins Blaue war leider ein Volltreffer. Der Betroffene gewährte dem vermeintlichen Polizisten über die Fernwartungssoftware Team Viewer Zugriff auf seinen Rechner – und damit waren dem Unbekannten Tür und Tor geöffnet.

In welchen Kanälen ist das Geld gelandet?

Der Täter tätigte mehrere Überweisungen mit mehreren Zehntausend Euro. Zwar schöpfte die 72-jährige Ehefrau während des Telefonats Verdacht und alarmierte gegen 9.30 Uhr die Polizei. Doch da floss das Geld schon ab. „Wir ermitteln nun die Finanzwege“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Auch die Bank sei eingeschaltet worden, um die Transaktionen rückgängig zu machen. Bisher spricht vieles dafür, dass der Betrug von der Türkei aus gesteuert wurde, wo etliche Betrüger ihre Call Center betreiben.

Mit dem Onlinebanking-Trick haben die Täter Vorteile: Man braucht keine Kuriere, das Festnahmerisiko sinkt, das Geld kommt ohne Umwege. Was aber kann das Opfer im Notfall tun, wenn es erkennt, dass der Täter den Computer manipuliert? Die Polizei rät: Stromstecker ziehen.