Schon das erste Wettbewerbsprogramm am Eröffnungsabend hat einmal mehr gezeigt, welche visuellen Qualitäten der künstlerische Animationsfilm mitbringt – besonders, wenn er gut kuratiert im Kino läuft. Viele Filmemacher bewegen sich hart am Puls der Zeit.

Trickfilmer sind frei – ungebunden durch die Gesetze der realen Welt können sie ihre Fantasie schweifen lassen. In ihren künstlerischen Bildwelten spiegelt sich die Realität wie unter einem Brennglas – schärfer, prononcierter, pointierter. Gleich mehrfach zu beobachten war das bei der Eröffnung des Stuttgarter Trickfilm-Festivals (ITFS) am Dienstagabend im Gloria-Kino. An Stahlseilen in der Felswand hängt das Kühlhaus, in dem Vater und Sohn Eis gewinnen, das sie täglich per Fallschirm ins Tal transportieren. Schwindelerregend ist jeder Blick hinauf wie hinab in „Ice Merchants“, der portugiesische Trickfilmer João Gonzalez dehnt die Perspektiven bis zum Anschlag. Endlos erscheinen die Seile der Kinderschaukel über dem Abgrund und die Schatten in der warmen Stube.