Der Klimawandel ist das Thema der Triennale Beaufort 21 an der belgischen Küste. Eine Straßenbahn bringt die Besucher zu den Kunstwerken.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Brüssel - Der riesige Tintenfisch ist die große Attraktion in dem kleinen Küstenort De Panne. Das gigantische Tier wurde scheinbar über Nacht am Strand angespült. Der Kopf des Monsters taucht halb aus dem Sand auf, in seinen Tentakeln hält es fest umklammert allerlei Gegenstände, etwa ein Fernrohr oder einen Stiefel. Im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen haben die Kinder weniger Berührungsängste und toben wild um das markante Kunstwerk.

 

Die Bronzeplastik hat Frankreichs preisgekrönte Multimedia-Künstlerin Laure Prouvost geschaffen. Sie gehört zu den rund 20 Künstlerinnen und Künstlern, die dieses Jahr an der Beaufort 21 teilnehmen, eine der wohl ungewöhnlichsten Triennalen, denn sie bespielt die Deiche, Strände und Dünen der über 60 Kilometer langen Küste Belgiens.

Mit der Straßenbahn an der Küste entlang

Nicht nur die Ausstellung ist etwas Besonderes, ungewöhnlich ist auch, dass alle Kunstwerke mit einer einzigen Straßenbahn zu erreichen sind. Die Kusttram verbindet zwischen De Panne und dem Badeort Knokke-Heist auf über sechzig Kilometern und 65 Haltestellen zehn belgische Küstenstädte mit einander. Auch das Tagesticket für 7,50 Euro ist geradezu eine Einladung, sich einen Tag Zeit zu nehmen und die Kunstwerke abzufahren. Zu bestaunen sind dabei nicht nur die Werke der diesjährigen Triennale Beaufort 21, sondern auch viele Skulpturen, von vorangegangenen Ausstellungen, die von den Gemeinden angekauft worden sind. So sorgen seit 15 Jahren drei Babys des Künstlers David Cerney in Blankenberge in den Strandcafés für ausreichend Gesprächsstoff. Zwei der überlebensgroßen Figuren mit ihren großen Wasserköpfen und schwarzen Körpern hocken an der Fassade des Kasinos, eine drittes blickt vom Dach aufs Meer.

Kunstwerke mitten im Meer

Die Triennale wurde 2003 ins Leben gerufen, um „einen Ort zu schaffen, an dem Meer und Kunstwerk in einem flüchtigen Dialog aufeinandertreffen“, wie es damals hieß. Immer wieder nutzen Künstler diesen Ansatz, um ihre Werke im Meer zu installieren, so wie in diesem Jahr die Italienerin Rosa Barba mit ihren aus Beton nachgeformten, aufgestapelten Sandsäcken. Jeder von ihnen steht für eine küstennahe Millionenstadt, die vom Klimawandel bedroht ist. Wenn der Meeresspiegel steigt, dann werden auch die Metropolen überspült. Im Laufe der Jahre wird auch „Pillage of the Sea“ allmählich im Wasser versinken. Die Skulptur bildet einen visuellen Gradmesser für den Klimawandel, während die Gezeiten bestimmen, wie viel von dem Kunstwerk jeweils sichtbar ist.

Der Mensch und die Natur

Angesichts des steigenden Meeresspiegels zeige sich die veränderte Beziehung des Menschen zur Natur am eindringlichsten an der Meeresküste, erklären die diesjährigen Macher von Beaufort 21. Sie glauben allerdings, dass sich inzwischen längst nicht mehr die Frage stelle, wie der Mensch die Küste verändert. Angesichts der Erfahrungen einer globalen Pandemie habe sich die Perspektive geradezu dramatisch verändert. Angemessener scheint es sich Gedanken darüber zu machen, wie die Natur die menschliche Geschichte verändert.