Ruhm, Kultur und ganz viel Anerkennung: Die 15. Triennale Kleinplastik geht zu Ende – und hinterlässt eindrückliche Spuren.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Freitag Texas, Sonntag Katar – Monira Al Qadiri ist zurzeit international ziemlich gefragt. Dennoch hat sich die in Dakar geborene Künstlerin mit kuwaitischer Staatsbürgerschaft, die zurzeit in Berlin lebt, nicht nehmen lassen, zwischendrin noch in Fellbach persönlich eine Auszeichnung entgegenzunehmen.

 

Drei Werke bleiben in der Stadt

Mit der Verleihung der Triennale-Preise ist am Wochenende die 15. Auflage der renommierten Ausstellung für zeitgenössische Kunst zu Ende gegangen. Nach vier Monaten in der Alten Kelter reisten die Werke zwar wieder in alle Welt zurück, aber „ihre Resonanzen werden hier nachwirken“, betonte die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Abschlussfeier am Samstag. Sogar physisch erhalten blieben drei Werke des indischen Künstlers Vivan Sundaram, die dieser der Stadt geschenkt habe. Sie werden in der hiesigen Ausstellung für zeitgenössische Kunst zu sehen sein.

Auch im Oeffinger Hartwald wird diese Triennale fortwirken, dafür sorgt ein kollaboratives Werk verschiedener Künstler: Das Waldstück am Fellbacher Besinnungsweg wird im Rahmen des Projekts „Sculpture Forest Sanctuary“ die nächsten 100 Jahren aus der Bewirtschaftung genommen und sich selbst überlassen.

Ein Juwel mitten in Fellbach

Zurück bleibe aber auch die Erkenntnis, in einer pandemiegeprägten Zeit Großartiges möglich gemacht zu haben. Eine derart hochkarätige Ausstellung sei für eine Stadt in der Größe von Fellbach alles andere als selbstverständlich und nicht nur die Umsetzung, sondern auch deren Finanzierung stets ein Abenteuer, sagte die OB. „Sie haben hier ein Juwel, das weit über Fellbach hinaus strahlt“, ergänzte die Kuratorin Elke aus dem Moore, die Direktorin der Akademie Schloss Solitude. Und: „Die Triennale ist ein Geschenk für die Gemeinde.“

Diese haben offenkundig die „Signes et Sentiments“ des Schweizer Künstlers Sabian Baumann am meisten beeindruckt. Für dessen Installation wurden die meisten Stimmkarten abgegeben. Baumann wurde in krankheitsbedingter Abwesenheit der Besucherpreis verliehen. Die 26 tönernen Hände, die von der Decke am Eingang hingen, waren in unterschiedlichsten Gesten zu sehen – aneinanderstoßende Fäuste, Handflächen, die sich berühren, einzelne Finger. Als ein soziales Gefüge, in dem die Objekte sich mal nah, mal fern seien, beschreibt Elke aus dem Moore die Installation, als einen „Code, der in Richtung einer geahnten Zukunft weist.“

Zwischen Perlentaucher zur Petro-Ökonomie

Mit dem erstmals vergebenen Nachwuchspreis des Kuratoriums wurde die in Namibia geborene Stephané Edith Conradie gewürdigt. In ihren beiden Skulpturen Sleepwa I und Sleepwa II, die aus Ansammlungen verschiedenster kleiner Gegenstände bestehen, thematisiere sie die Assemblagen der innerafrikanischen Migrationen und begebe sich auf die Spuren ihrer Vorfahren, so Elke aus dem Moore.

Monira Al Qadiri hingegen, die mit dem Hauptpreis der Triennale ausgezeichnet wurde, hat langjährige Recherchen über das historische und kulturelle Erbe des Perlenhandels in der Ölregion verarbeitet. Ihre mehrteilige Skulptur Spectrum beispielsweise ist den Köpfen von Ölbohrern nachempfunden. Sie verbinde Al Qadiris zum Teil auch persönliche Erinnerungen an die Geschichte des Perlentauchens im Golf und die Prozesse, die mit der Ölindustrie die Region erfasst hätten, und stehe sinnbildlich für den oft zerstörerischen Wunsch nach Wachstum, Reichtum und Macht sowie die massiven sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die durch die Petro-Ökonomie ausgelöst worden seien.

Das ganze Wochenende inklusive des Feiertags hat es noch einmal Gelegenheit gegeben, die Werke bei freiem Eintritt zu bewundern. Jetzt muss man wieder drei Jahre auf die neuen warten.

Weitere Bilder von der Triennale unter: stzlinx.de/triennale15