Daniil Trifonov spielt einen tollen Rachmaninov - und ganz besonders beseelt dessen Bearbeitung von Bachs E-Dur-Partita.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Ja, wie delikat ist das denn? Wie duftig? Wie beseelt? Drei Sätze aus Bachs E-Dur-Partita für Geige in der Klavierfassung von Sergei Rachmaninow, am Steinway: Daniil Trifonov. Auf seiner neuesten CD (beziehungsweise Langspielplatte) hat der russische Überflieger diese drei Kostbarkeiten zwischen dem 2. und dem 4. Rachmaninow-Konzert platziert. Nicht als Füllsel, sondern als anregende Verbindungsstücke zwischen dem altbekannten c-Moll-Schlachtross op. 18 und seinem eher unpopulären Schwesterwerk in g-Moll op. 40.

 

Pranken aus Edelstahl

Trifonov ist einer der Pianisten, die technische Hürden mit Bravour nehmen, einer, dem die Natur Pranken aus Edelstahl mitgegeben hat. Er ist aber auch einer, der besonders bei Bach liebevoll die Details herausarbeitet: kontrapunktische Kunst-Stücke, dynamische Schattierungen, prickelnde Repetitionen. Obwohl alles klar und durchsichtig ist, klingt es an manchen Stellen – welch paradoxer Eindruck – wie vierhändig.

Wie ein junger Gott

Dass Trifonov ohnehin mit Rachmaninows ausgefeiltem Klaviersatz kann, hat er, noch als bartloser Jüngling, einst beim Verbier-Festival bewiesen, wo er mit Jury Termirkanov am Pult das dritte Klavierkonzert durchkämpfte und durchlitt wie ein junger Gott (nachzuerleben im Internet auf Youtube). Und auch wenn die beiden Konzerte auf der CD (Yannick Nézet-Séguin leitet das fabelhafte Philadelphia Orchestra) schon aus kompositorischen Gründen nicht diese existenzielle Wucht entfalten, so gehören sie mit ihrer treibenden Energie doch inmitten einer schier unüberschaubaren Fülle von Aufnahmen zu den wirklich hörenswerten.

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