Schon wieder wechselt Wolfgang Grupp werbewirksam die Rechtsform seines Burladinger Unternehmens.

Burladingen - Dass Wolfgang Grupp der Kragen platzt, ist eigentlich keine Meldung wert. Passiert das doch in zuverlässig kurzen Abständen. Seit Jahren echauffiert sich der Bekleidungsfabrikant aus Burladingen über das Gebaren angestellter Manager. Vorstandschefs würden hohe Gehälter einstreichen, im Gegenzug aber für Fehler finanziell nicht geradestehen. Das ärgert den Trigema-Inhaber. Dieser Ärger hat ihn berühmt gemacht und hat ihm die Möglichkeit gegeben, zur besten Sendezeit permanent auf seine Firma ("Wir werden auch in Zukunft nur in Deutschland produzieren") hinzuweisen. Immer und immer wieder wird er in Talkshows geladen. Wortgewandt gibt Grupp dort seinen Part. In der Sache ist ihm kaum zu widersprechen – trotz Vorhersehbarkeit seiner Ausführungen. Grupp ist zuverlässig, überraschend ist er nicht.

Am Mittwoch nun die Trendwende. Wolfgang Grupp sorgt per Pressemitteilung für Verblüffung. Der Beginn liest sich wie immer: "Nur die persönliche Haftung der Entscheidungsträger hätte nach dem New-Economy-Aufschwung das anschließende Desaster verhindern können." Dann die Überraschung: "Deshalb fordere ich jetzt im ,angeblichen Aufschwung’ die persönliche Haftung und werde meine Firma Trigema GmbH & Co. KG erneut demonstrativ zum Ende dieses Jahres in die Trigema Inh. W. Grupp e.K. umwandeln." Wie bitte? Grupp wird Vollhafter? Ist das nicht das, was er bei jeder Gelegenheit von jeher der Öffentlichkeit vermittelt? Schließlich firmierte Trigema schon vor zehn Jahren werbewirksam auf den eingetragenen Kaufmann um. Wann aber wurde aus Trigema wieder eine Personengesellschaft mit beschränkter Haftung? "Das muss so drei Jahre später gewesen sein", sagt Grupp auf telefonische Nachfrage. Und wann hat er darüber informiert? "Das habe ich nicht kommuniziert."

Was soll das ganze Hü-Hott mit der Rechtsform? Warum hat Trigema 2003 wieder klammheimlich auf die GmbH & Co. KG umgestellt? Grupp sagt, die öffentlichkeitswirksame Umfirmierung sei verpufft, das volle unternehmerische Risiko sei ihm schließlich zu hoch gewesen. "Besonders wegen meiner Frau." Was veranlasst ihn aber jetzt schon wieder zur Kehrtwende? "Ich wollte einfach nochmals ein Zeichen setzen. Es muss endlich etwas gemacht werden, dass die Haftung anders bewertet wird." Grupp fordert reduzierte Steuersätze für Vollhafter, weiß aber sehr wohl, dass seine Aktion wohl wieder nichts bewegen wird. Inwieweit davon wenigstens der Trigema-Umsatz (zuletzt 51 Millionen Euro) beeinflusst werden könnte, will Grupp nicht beantworten.

Auskunftsfreudiger ist er bei der Frage, ob er seinen Haftungsumfang womöglich schon verkleinert hat. Grupp betont, seit seiner Heirat kein Vermögen an Frau oder Kinder übertragen zu haben. Auch mit Blick Richtung Finanzamt scheint sich die Umfirmierung nicht zu lohnen. "Steuerlich bringt es in der Regel keine Vorteile, von einer GmbH & Co. KG zum eingetragenen Kaufmann zu wechseln", sagt Kurt Gratz, Steuerberater bei CMS Hasche Sigle.