Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke wetterte vor der Landtagswahl gegen Familienunternehmen wie Trigema. Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp haben sich dazu in einem Podcast geäußert – und sprechen auch über Hass-E-Mails.

Volontäre: Annika Mayer (may)

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke attackierte vor der Landtagswahl in Thüringen Familienunternehmen, die sich an der Initiative „Made in Germany. Made by Vielfalt“ einsetzen. 40 große deutsche Unternehmen sprachen sich dabei vor den Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern für mehr Offenheit und Toleranz aus. Das passte Höcke überhaupt nicht.

 

Auf dem Markt in Sömmerda schimpfte er, das was die Unternehmen gerade leisteten sei „nichts anderes als pure Heuchelei.“ Sie sollten „die Klappe halten, wenn es um Politik geht“, zeterte er weiter, und er wünschte den Unternehmen, dass sie „in schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen“.

Hass-E-Mails gegen Trigema

Zu den Unternehmen, die sich an der Kampagne beteiligten, gehört auch der Burladinger Textilhersteller Trigema. In dem Podcast „Alles Neu...? Aus dem Maschinenraum“ der Wirtschaftszeitschrift Capital äußerten sich jetzt Wolfgang Grupp junior, geschäftsführender Gesellschafter, und seine Schwester Bonita, Geschäftsführerin, zum verbalen Angriff des AfD-Politikers.

Bonita Grupp konnte erst einmal nicht glauben, dass Höcke das gesagt hat, erzählt sie im Podcast. „Denn auch in Thüringen gibt es viele Familienunternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft voranbringen im Land.“ Höcke müsse wissen, dass Thüringen von der Wirtschaft abhängig sei. Einen Teil so konkret auszugrenzen, ist aus Grupps Sicht sehr schwierig.

Und wie waren die Reaktionen auf das Engagement des Unternehmens? Auf Social Media haben sie viele positive Nachrichten bekommen, sagt Wolfgang Grupp junior. Aber er berichtet auch von Hass-E-Mails. „Es gab aber auch E-Mails, die wirklich kritisch waren, in denen es hieß, wir hätten Blut an den Händen oder wir wären schuld an Solingen.“ Das Unternehmen stehe voll hinter der Kampagne und lebe in der Produktion von der Vielfalt, so Grupp junior. Über 30 Nationen sind laut dem geschäftsführenden Gesellschafter bei Trigema beschäftigt.

Wolfgang Grupp junior plädierte im Podcast jedoch für schnellere Abschiebungen und gute Immigration: „Wir sagen aber auch: Die Politik muss daran arbeiten, die, die kriminell sind, schneller abzuschieben – nicht erst nach einer Tat wie Solingen. Gleichzeitig brauchen wir gute Immigration. Dann können wir weiterhin Arbeitsplätze erhalten und hier produzieren.“

Wolfgang Grupp junior für schnellere Abschiebungen

In dem Podcast wurde auch das politische Engagement von Bonita Grupp thematisiert. Sie sitzt seit Neustem für die CDU im Kreistag des Zollernalbkreises. Ihren politischen Weg begründet sie damit, dass Trigema mit zwei Werken im Zollernalbkreis tätig ist und dort über die Hälfte der Mitarbeiter hat. „Wir können uns als Wirtschaft nicht immer beschweren, wenn wir uns nicht engagieren und versuchen, wirtschaftliche Themen mit in die regionale Politik einfließen zu lassen.“ Von ihrem Bruder habe sie sehr große Unterstützung für ihren Weg in die Politik bekommen.

Seit Anfang des Jahres führen die Geschwister das Familienunternehmen in Burladingen, nach dem Rückzug ihres Vaters Wolfgang Grupp, der für seine markigen und polarisierende Aussagen bekannt ist. Bereits 2013 und 2014 traten Bonita und Wolfgang Grupp junior in das Unternehmen ein. Der Junior leitete die Bereiche B2B-Verkauf und Digitalisierung. Bonita Grupp übernahm im Unternehmen die Leitung der Abteilungen E-Commerce, Marketing sowie Personal.