Der Leonberger Heiko Burkhard ist seit anderthalb Jahren als Bundestrainer im Amt – halbe Sachen sind nicht sein Ding.

In der Regel ist es nicht verkehrt, Superlative sparsam zu verwenden. In diesem Fall musste sich Heiko Burkhard aber doch einer außergewöhnlichen Formulierung bedienen. „Wir haben historisch abgeräumt“, sagte der in Leonberg wohnende Bundestrainer der Gehörlosen-Golfer, nachdem er mit einem Team aus Kauai zurückgekehrt ist. Auf dem zur Inselgruppe Hawaii gehörenden Eiland gewannen die deutschen Deafgolfer bei der Weltmeisterschaft drei Gold- und zwei Bronzemedaillen.

 

Tolles Teamwork

Vanessa Girke (GC Lohersand) schnappte sich den Einzeltitel genauso wie Nico Guldan (GC Hohenlohe). Zudem verteidigten die deutschen Damen ihre Goldmedaille in der Mannschaftswertung. Stefanie Mayer (Münchener GC) sicherte sich zudem Rang drei in der U 21-Wertung, und auch das Herren-Team holte Bronze.

Burkhard geriet im Rückblick ins Schwärmen: „Es war eine supertolle Woche hier auf Hawaii. Die Mannschaften zeigten gegenseitig viel Respekt. Jeder war für jeden da, wir haben gemeinsam gescherzt, jeder freute sich für den anderen, der gut gespielt hat und es war ein fantastischer Teamgeist. So was habe ich noch nie erlebt.“

Gold bei den Olympischen Spielen der Gehörlosen

Im vergangenen Jahr hat der damals 40-Jährige, der in seinem Heimatverein Stuttgarter Golf-Club Solitude in Mönsheim als Trainer arbeitet und dort unter anderem das Bundesliga-Frauenteam coacht, den Posten als Bundestrainer der Sparte Golf im Deutschen Gehörlosen-Sportverband angetreten. Bereits im Mai dieses Jahres feierte er mit einem seiner Schützlinge den ersten großen Triumph. Allen John gewann bei den Deaflympics (Olympische Spiele der Gehörlosen) in Brasilien die Goldmedaille.

Heiko Burkhard ist weit davon entfernt, sich diese Erfolge ausschließlich auf seine Fahnen zu heften. Zum einen hat er das Glück, dass mit Allen John (GC St. Leon-Rot) ein Spieler im Kader steht, der bereits im Jahr 2011 Profi geworden ist und auf der Challenge Tour spielt. Dazu kommen mit Nico Guldan und Vanessa Girke zwei Teammitglieder, die in der Deutschen Golf Liga (DGL) unterwegs sind. Zum anderen verweist er auf die gute Arbeit seines Vorgängers James Taylor.

Bei Regen hält das deutsche Team die Leistung

Der A-Lizenz-Trainer hatte aber auch angekündigt, dass er, wenn er etwas anfängt, es auch richtig mache. In der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft der Gehörlosen sah das unter anderem so aus: Auf Google Maps informierte er erst sich und dann die Spieler sowie deren Heimtrainer über die Besonderheiten des zu spielenden Wailua Golf Course. Der Wind auf Hawaii war ein Thema, die Ondulierungen des Platzes und auch das dort vorhandene Bermuda-Gras. „Der Ball liegt da tiefer drin und ist eben anders zu spielen“, erklärt der Trainer, der auch im Ausbildungs- und Prüfungsbereich tätig ist.

Und auch als während der WM bei einem Regentag gespielt werden musste, zeigte sich das Team besser vorbereitet als die Konkurrenz. Während die Deutschen ihre zuvor erzielten Ergebnisse auf dem Kurs hielten, gingen die Resultate bei der Konkurrenz nach unten. Burkhard: „Wir sind relativ entspannt angereist, weil alle wussten, wo alles ist und was da passiert.“

Kommunikation mit geheimen Zeichen

Heiko Burkhard hat sich schnell mit der Gebärdensprache vertraut gemacht. „Die golfspezifischen Dinge kriege ich hin“, sagt der Coach. Die meisten seiner Schützlinge haben zudem ein Implantat, das ein individuelles Hörempfinden erzeugt. Bei den Turnieren selbst müssen die Spieler diese Implantate jedoch herausnehmen, um gleiche Bedingungen für alle zu schaffen.

Die Kommunikation mit dem Trainer ist verboten. Doch wie beispielsweise beim Tennis haben Burkhard und seine Schützlinge ein paar geheime Zeichen, mit denen sie sich auch während des Spiels verständigen können. Golferinnen und Golfer sind für Gehörlosen-Turniere startberechtigt, wenn sie auf mindestens einem Ohr einen Hörverlust von 55 Dezibel haben. Der Nachweis erfolgt durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Wenn Großereignisse anstehen, dann kommen der Trainer und sein Team (im kommenden Jahr zählen elf Spielerinnen und Spieler zur Nationalmannschaft der Gehörlosen) für zwei oder drei Lehrgänge zusammen, die vom Bundesinnenministerium finanziert werden. Ansonsten findet die Kommunikation per Sprachnachricht oder Facetime statt.

Der Bundestrainer der Gehörlosen zieht ein rundum positives Fazit nach eineinhalb Jahren in dieser Position: „Das war Neuland für mich, eine neue Herausforderung, der ich mich stellen wollte. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Es macht mir wahnsinnig viel Spaß.“ In solch einem Fall kann man dann auch mal zu Superlativen greifen.