Der Pegel am Bodensee steht extrem niedrig – doch ist die Trinkwasserversorgung dadurch schon gefährdet? Die Bodensee-Wasserversorgung klärt auf.

Die Trockenheit wird nach Auskunft des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) keine Folgen für die Verbraucher haben. Die Versorgung mit Trinkwasser sei flächendeckend sicher, sagte BDEW-Sprecherin Julia Löffelholz unserer Zeitung. Es könne aber sein, dass bestimmte Quellschüttungen, die niedrig unter der Erde lägen, nicht genug Wasser haben. In den „allermeisten Regionen“ reichten die Kapazitäten aber aus. Die Bürger sollten mit der Ressource Wasser schonend umgehen, müssten den Wassergebrauch aber „nicht einschränken“, es sei denn, ihre Gemeinde ordne es an.

 

„Der häufigste Grund für Wassermangel ist, dass zu viel Wasser auf einmal angefordert wird“, so Löffelholz. In einer Hitzewelle werde mehr bewässert und geduscht, es würden Pools mit Tausenden von Litern gefüllt. Die Pumpleistungen der Systeme, aber auch die Kapazitäten von Leitungen, Speichern und Aufbereitungsanlagen seien für die Bedarfsspitzen nicht ausgelegt. Um die Infrastruktur besser gegen Hitzeperioden zu wappnen, mahnt der Verband für bestimmte Regionen mehr Investitionen in Talsperren, neue Leitungen, Wasserwerke und Rückhaltebecken an. Auch müssten Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden. Die Genehmigungsverfahren für Fernwasserleitungen müssten „dringend vereinfacht“ werden.

Bodensee liefert gesichert Trinkwasser

Unterdessen hat die Bodensee-Wasserversorgung vom steigenden Interesse am Bezug vom Wasser aus dem See berichtet. „Wir haben eine stark zunehmende Nachfrage“, so Pressesprecherin Teresa Brehme. In den letzten drei Jahren habe es 60 Anfragen gegeben, die Beteiligungsquote – also die Wasserentnahme – zu erhöhen oder Neumitglied im Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung zu werden. Durch internationale Abkommen ist die Entnahme limitiert. „Wir sind ausgebucht“, stellt Brehme klar, ergänzt aber: „Der See liefert Wasser im Überfluss.“ Die tägliche Entnahme mache nur ein Prozent dessen aus, was täglich über Zuflüsse hineinkomme: „Die Sonne trinkt mehr. Im Mittel ist die Verdunstung doppelt so hoch wie die Entnahme.“ Auf den Pegelstand habe die Entnahme keinen messbaren Einfluss.

Die lang anhaltende Trockenheit lässt die Wasserstände an immer mehr Gewässern im Südwesten deutlich sinken. An 80 Prozent der Pegel liegen die Werte unterhalb des niedrigsten Wasserstands in einem durchschnittlichen Jahr, wie die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe am Donnerstag mitteilte. Der jeweilige Vergleichswert gilt als „mittleres Niedrigwasser“. Mitte Juli lag der Anteil der Pegel mit Niedrigwasser nach LUBW-Angaben noch bei 70 Prozent. Inzwischen würden vielerorts Werte erreicht, wie sie nur alle 30 Jahre auftreten.