Der April hat im Südwesten gute Chancen, einer der sonnenreichsten und trockensten Monate seit Aufzeichnung der Wetterdaten zu werden. Für Landwirte wird das zum Problem - sie sorgen sich um die Ernte.

Oberteuringen - Der Boden vor dem Erdbeerfeld von Robert Bischof hat durch die Trockenheit tiefe Risse bekommen. Seit Wochen hat es in der Region um die Gemeinde Oberteuringen am Bodensee nicht mehr geregnet, auch für die nächsten Tage ist kein Niederschlag in Sicht. Bischof bleibt trotzdem gelassen: Er hat für seine Erdbeeren vorgesorgt. Sie wachsen in Folientunneln, unter der ein Schlauch wassersparend die Pflanze mit dem nötigen Wasser versorgt. Zwei bis drei Mal die Woche dreht der Landwirt den Hahn auf und das Wasser läuft gezielt an die Pflanzen - tropfenweise und nur so viel, wie nötig. „Ohne Bewässerung wäre der Beerenanbau gar nicht mehr möglich.“ Man könne nicht anbauen und es dann dem Zufall überlassen, ob auch eine Ernte möglich sei.

 

Denn die Trockenheit um diese Jahreszeit ist ein Problem, mit dem die Landwirte bereits seit einiger Zeit kämpfen. „In den letzten Jahren sind einzelne Trockenphasen im Frühjahr deutlich ausgeprägter“, sagte Bischof. Umso wichtiger sei der Zugang für die Bauern zu öffentlichem Wasser. „Wir brauchen die Möglichkeit, auf das öffentliche Trinkwassersystem zugreifen zu dürfen, um so die Bewässerung der Felder sicherstellen zu können.“ Denn Flüsse hätten oft einen zu niedrigen Pegelstand, um dort Wasser zu entnehmen - und nicht überall gebe es die Möglichkeit, eigene Brunnen anzulegen. Wenn der Zugang zum Wasser aber möglich sei, könnten die Landwirte sich an die Wetterbedingungen anpassen: „Wir sind keine Jammertruppe. Wir wissen, wie es geht und können das auch ressourcenschonend umsetzen.“

Auch Spätfrost kann die Ernte beschädigen

Bischof bewirtschaftet auf seinem Hof rund 40 Hektar und baut neben Beeren und Kirschen hauptsächlich Kernobst an. Da seine Flächen auf einem mittelschweren, lehmhaltigen Boden liegen, der das Wasser gut halten kann, befürchtet er dort bislang keine Schäden. Zudem wurzelten die Obstbäume tiefer als etwa Erdbeeren. Beregnungsanlagen für Obstbäume, wie sie beispielsweise im Alten Land genutzt werden, seien dennoch ein Thema unter den Landwirten, sagte er. Denn sie schützen nicht nur vor Trockenheit, sondern auch vor Spätfrösten: Das Wasser aus der Beregnung gefriert an der Pflanze zu Eis, was Wärme freisetzt und diese die Blüte schützt. Der Haken in der Bodenseeregion: „Wir könnten die Wassermenge hier gar nicht generieren.“ Bewässerungsanlagen seien daher kaum verbreitet.

So mancher Landwirt im Südwesten wird daher wohl nach Regenwolken Ausschau halten. Doch zumindest für die nächsten Tage ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes kein Regen in Sicht. Die Prognosen deuteten momentan auf den kommenden Dienstag hin, sagte ein Sprecher. Am Freitag könne es dagegen nochmal Höchsttemperaturen bis 25 Grad geben, auch am Wochenende bleibe es trocken und weitgehend sonnig.“ Um die Landeshauptstadt Stuttgart herum habe es im April bisher auch noch gar nicht geregnet, sagte der Sprecher weiter. Stattdessen schien bereits rund 227 Stunden lang die Sonne - was 147 Prozent des Mittelwertes entspreche. „Bis Ende April kommen wir sicherlich noch auf 300 Sonnenstunden.“ Damit könnte der Monat einer der sonnenreichsten und trockensten seit der Aufzeichnung der Wetterdaten werden.

Kein Regen seit vier Wochen

Dass es in Baden-Württemberg seit über vier Wochen nicht mehr nennenswert geregnet hat, bereite große Sorge, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Joachim Rukwied. „Sämtliche Ackerbaukulturen leiden unter der Trockenheit und dem aktuellen Ostwind. Die fehlenden Niederschläge im März und April haben auch die Böden beim Grünland austrocknen lassen. Wir brauchen dringend einen länger anhaltenden Landregen, damit die Pflanzen sich entwickeln können.“

Zuckerrüben und Mais stünden in den Startlöchern und bräuchten dringend Wasser. „Bei den Sonderkulturen laufen schon jetzt die Bewässerungsanlagen“, sagte Rukwied. „Wenn es weiter so trocken bleibt, könnte es ein schwieriges Jahr für die Landwirtschaft werden. In manchen Regionen zeichnen sich jetzt schon Ertragsausfälle bei Getreide und Raps ab. Außerdem erhöhen der milde Winter und die Trockenheit den Schädlingsbefall auf den Feldern.“

Auch beim Landwirtschaftsministerium in Stuttgart blickt man mit Sorge auf die wochenlange Trockenheit im Land. Für Prognosen sei es noch zu früh, teilte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kürzlich mit. Klar ist nach Angaben seiner Agrarexperten aber schon jetzt: Wenn Regen in den kommenden Wochen ausbleibt, muss mit Ertragsausfällen gerechnet werden.