Meteorologen beschwichtigen: „Barry“ wird nur ein relativ schwacher Hurrikan. Dennoch hinterlassen die Wassermassen bereits ihre Wirkung, auf einer Insel werden Menschen von Hausdächern gerettet. Viele Anwohner vergleichen den Sturm bereits mit „Katrina“.

New Orleans - „Barry“ wird als erster Hurrikan dieser Saison auf das US-Festland treffen. Der Wirbelsturm gewann am Samstagmorgen (Ortszeit) so an Stärke, dass Meteorologen ihn als Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde einstuften. Die Küste hatte er da aber noch nicht erreicht. Heftige Regenfälle und Winde bedrohten Gebiete mit insgesamt mehr als drei Millionen Menschen in Louisiana und Mississippi. Stunden zuvor hatten „Barrys“ Vorboten bereits zu Stromausfällen bei 50 000 Anwohnern gesorgt.

 

Der Direktor des nationalen Hurrikanzentrums warnte vor allem vor den Wassermassen, die „Barry“ mit sich bringen sollte. Der Sturm bewege sich nur langsam auf die Küste zu, was zugleich viel Regen bedeute, sagte Ken Graham. Vermutlich werde es während des gesamten Wochenendes in Louisiana regnen. Das größte Tornadorisiko gebe es an der östlichen Seite des Sturms, entlang der Küste von Mississippi. Mit Blick auf den Fluss Mississippi mahnte er, man dürfe sich nicht nur um den Sorgen machen: Auch Flüsse und Bachläufe in anderen Staaten würden vermutlich über die Ufer treten.

Bei einer Facebook-Live-Ansprache warnte Graham Zuschauer vor allem vor starken Niederschlagsmengen im inneren Teil der US-Staaten. 83 Prozent aller Todesopfer gebe es bei inländischen Regenfällen. „Also lasst uns weg von den Straßen bleiben. Lasst uns verhindern, dass es zu diesen vermeidbaren Todesfällen kommt.“

Derweil meldete der Energieversorger Entergy Louisiana Stromausfälle bei 45 800 Kunden, vor allem in der Gemeinde Terrebone sowie in Jefferson außerhalb von New Orleans. Betroffen waren Orte östlich von Morgan City, wo „Barry“ später am Morgen auf Land treffen sollte. Zudem meldete der Versorger Cleco Power, der Gebiete rund um und westlich von Morgan City beliefert, mehr als 3000 Menschen ohne Strom.

Besonders kritisch schien es zunächst auch auf der abgelegenen Insel Isle de Jean Charles. Dort war das Wasser so hoch gestiegen, dass manche Bewohner sich an ihren Hausdächern festhalten mussten, bis schließlich Hilfe eintraf. Rettungskräfte brachten etwas mehr als ein Dutzend Menschen in Sicherheit.

„Barry“ stellt jene Schutzmaßnahmen auf die Probe, die seit dem verheerenden Hurrikan „Katrina“ vor 14 Jahren in New Orleans ergriffen worden sind. Schätzungen zufolge starben damals mehr als 1800 Menschen. Danach wurde ein Hurrikan-Schutzsystem mit verbesserten Dämmen und Pumpstationen gebaut, das aber noch nicht fertiggestellt ist.

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards erklärte, es sei das erste Mal seit „Katrina“, dass alle Schleusentore im Gebiet um New Orleans verschlossen worden seien. Er glaube aber nicht, dass der Fluss Mississippi über die Dämme treten werde.

„Ich hoffe einfach nur, dass es nicht ein neuer „Katrina“ wird“, sagte der Koch Donald Wells in New Orleans mit Blick auf den herannahenden „Barry“. Ein Pärchen entschied sich, wegen des Sturms seine geplante Hochzeit von Samstag auf Freitag vorzuverlegen. „Wir hatten die Heiratserlaubnis, zwei Ringe ... und wir wollten nicht noch länger warten“, sagte der AP-Fotograf Gerald Herbert kurz vor der Eheschließung mit Lucy Sikes am Freitag.