Waren wir nicht gerade erst noch auf dem Weg zur Selbstvergöttlichung des Menschen im Zeichen von Wissenschaft und Technik? Die Corona-Krise schenkt uns die Chance, uns auf das zu besinnen, was den Menschen tatsächlich ausmacht. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf.

Stuttgart - Die Klage, dass die Welt aus den Fugen geraten sei, begleitet die Menschheit, seit sie aus dem Dämmerlicht der Vorzeit hervortrat und sich selbst als ein Wesen erfasste, das der Natur unterworfen ist und sie zugleich gestaltet. Wobei es zuletzt so schien, als seien die Menschen auf dem Weg, sich ihrer Kreatürlichkeit mehr und mehr zu entledigen. Am Horizont taucht der „homo deus“ auf, der die Grenzen der Natur wissenschaftlich-technisch überwindet. Wer aber zum Pessimismus neigt, erahnt in den digitalbeseligten Visionen einer Fusion von Gehirn und Computer die Selbstversklavung des Menschengeschlechts.