Die Charityveranstaltung in Ditzingen kontert Corona und bringt trotz der widrigen Umstände viel positive Resonanz – und viel ungewöhnliche.

Ditzingen - Der Ditzinger Lebenslauf ist eine der wenigen Veranstaltungen, die dem Coronavirus trotzte. Das Charityevent zugunsten an Mukoviszidose erkrankter Menschen fand statt – nur eben anders als sonst: Wo sie wollten sind die Teilnehmer bis zum 3. Mai gelaufen, gewalkt, geradelt, geskatet. So absolvierten die Menschen ihren Lebenslauf nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in der Schweiz, Kanada oder gar am anderen Ende der Welt, in Neuseeland. Auch wenn das Ergebnis nicht an das des vergangenen Jahrs herankommt – zumal dies mit 4727 Läufern und 142 000 Euro Spenden ein Rekordergebnis war – sind die Organisatoren mit den vorläufigen Zahlen rundum zufrieden.

 

Bedürfnis nach gemeinsamer Action

„Es war wirklich ein gigantischer Rückhalt zu spüren. In Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) und überall, wo sich die Leute aufmachten“, berichtet die Projektleiterin Jana Maierhofer. Die meisten Teilnehmer seien tatsächlich öfter gelaufen und hätten über die komplette Zeit Spenden gesammelt. Von den bis Samstagabend gelisteten 2200 Teilnehmern – darunter Privatpersonen, Vereine, Einrichtungen, Firmen – hätten erst 1460 ihre Kilometer gemeldet. Bislang sind es 45 900. Die Summe der Spenden betrug am 1. Mai 29 000 Euro. Mit einem „Batzen“ weiterer Spendengeldern rechne man daher noch, sagt Jana Maierhofer.

Der Plan B „war für uns die Rettung“, sagt die Projektleiterin: Es sei möglich geworden, trotz der widrigen Umstände viele Spenden zu sammeln und den Lebenslauf noch bekannter zu machen. Und noch etwas freut die Projektleiterin: „Es ist deutlich herausgekommen, wie die Menschen in allen Bereichen zusammenhalten.“ Auch wenn der Lebenslauf nicht in seiner gewohnten Form am 26. April in der Glemsaue stattfand, hätten die Menschen gemeinsam etwas tun wollen. Die Organisatoren hätten viele, mitunter sehr kreative Fotos von stolzen Teilnehmern erreicht. Das zeige, dass sie sich Gedanken gemacht hätten, sagt Maierhofer.

Lebenslauf statt Marathon

Auch viele unserer Leser schickten uns Bilder. Neben ihrem Einsatz eint sie das Bedauern, dass sie für sich unterwegs sein mussten, dass das Drumherum gefehlt hat. Trotzdem äußern sich alle positiv. Leider können wir nur einen Bruchteil der Bilder abdrucken. So das Foto von Familie Löhrl aus Heilbronn. Thomas Löhrl und Tochter Nora, die Mukoviszidose hat, starteten im Haigernwald bei Heilbronn. Er lief, sie radelte. „Zusammen haben sie 19 Kilometer geschafft“, schreibt Ramona Löhrl. Bernd Blessin, Teil des mehr als 100-köpfigen Racing Teams des Lebensversicherers VPV, hatte sich als Ziel gesetzt, „rund um meinen Heimatort Kornwestheim mindestens 100 Kilometer zu laufen und wandern“. An Tag acht war er bereits bei mehr als 127 Kilometern. Für Erik Bossog und seine Familie aus Ditzingen, unterwegs auf der „Stammstrecke des Laufs“, war es „eine Selbstverständlichkeit, dass wir auch unter diesen schwierigen Umständen treu bleiben und unseren Teil zum Gelingen beitragen“. Michaela Ceh nahm erstmals teil. Sie lief in Philippsburg 75 Kilometer. Eine „super Idee“ nennt sie das Alternativprogramm. Als Kinderkrankenschwester sei für sie sofort klar gewesen, mitzumachen. Leonie Wachholz und Daniel Restel aus Korntal-Münchingen wollten am 26. April eigentlich den Marathon in Hannover laufen. Im Strohgäu lief, radelte und wanderte jeder schließlich 85 Kilometer.

Eine Idee mit Vorbild

Auch Ditzingens Oberbürgermeister ist froh über den Plan B. „Dass die Aktiven einen anderen, der Pandemie angepassten Weg für den Lebenslauf gefunden haben, ist von der Grundidee Manfred Schröders, des im vorigen Jahr viel zu früh verstorbenen Initiators des Laufs, getragen: Nicht zu klagen, sondern mit Optimismus, guten Ideen und großem Engagement für die Verbesserung der Situation der an Mukoviszidose Erkrankten zu arbeiten“, sagt Michael Makurath (parteilos).