Chinas Außenhandel zeigt sich im April durchwachsen: Während die Ausfuhren trotz Corona überraschend steigen, brechen die Einfuhren weiter ein. Auch die Spannungen mit den USA drohen zu einer Belastung zu werden. Kehrt der Handelskrieg zurück?

Peking - Trotz des globalen Coronavirus-Ausbruchs sind Chinas Exporte im April überraschend gestiegen. Wie die Pekinger Zollbehörde am Donnerstag mitteilte, legten die Ausfuhren im Vergleich zum April des Vorjahres um 3,5 Prozent zu. Deutlich bergab ging es dagegen mit den Importen, die um 14,2 Prozent einbrachen. Analysten hatten sowohl bei Ein- als auch bei Ausfuhren mit einem deutlichen Rückgang gerechnet.

 

Die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus hatten die chinesische Wirtschaft seit Ende Januar praktisch zum Stillstand gebracht. Die Auswirkungen wurden daher besonders im Februar spürbar. Danach setzte eine langsame Erholung ein. Da sich das Virus seitdem jedoch im Rest der Welt verbreitete, läuft der globale Handel nur noch schleppend.

Die positive Entwicklung der Exportzahlen zeigt, dass sich China dem Nachfrage-Rückgang aus dem Ausland zumindest bisher erfolgreich entgegenstemmen konnte. Von Normalität ist die zweitgrößte Volkswirtschaft dennoch weit entfernt.

Zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China

Langsamer als erhofft erholt hat sich der ebenfalls am Donnerstag veröffentlichter Konjunkturdaten der chinesische Dienstleistungssektor. Das vom Wirtschaftsmagazin „Caixin“ errechnete Stimmungsbarometer für den Bereich lag im April bei 44,4 Punkten. Das ist zwar leicht besser als im März. Eine Zahl unter 50 Punkten deutet jedoch weiterhin auf eine Rückläufige Aktivität des Sektors hin.

Beobachter fürchten, dass sich auch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China zu einer zusätzlichen Belastung für den Handel entwickeln könnten. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, sagte am Mittwochabend (Ortszeit): „Im Moment ist es eine Beziehung der Enttäuschung und Frustration.“ US-Präsident Donald Trump warf China erneut vor, das Coronavirus nicht an seinem Ursprung in Wuhan eingedämmt zu haben. „Es hätte in China gestoppt werden sollen. Es hätte direkt an der Quelle gestoppt werden sollen, und das wurde es nicht“, kritisierte Trump im Weißen Haus.

Folgen auch in Deutschland spürbar

Die Vereinigten Staaten halten China vor, den Ursprung des Coronavirus zu vertuschen, was in den letzten Wochen immer wieder harsche Reaktionen von chinesischen Diplomaten zur Folge hatte. Der Streit könnte auch zur Folge haben, dass der Handelskonflikt der beiden Weltmächte neu entflammt.

Eine schwächelnde Wirtschaft in China hat auch für Deutschland spürbare Folgen. Die Volksrepublik ist ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Firmen. Im vergangenen Jahr lag das Exportvolumen bei 96 Milliarden Euro. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist seit 2015 auch das Land, aus dem die meisten Importe nach Deutschland kommen.

Mit besonderer Spannung wird darauf gewartet, ob und welche weiteren Maßnahmen beim diesjährigen Volkskongress in Peking zur Unterstützung der Wirtschaft entschieden werden. Jedes Jahr kommen die Delegierten eigentlich im März in der Großen Halle des Volkes zu ihrer knapp zweiwöchigen Plenarsitzung zusammen. Wegen des Coronavirus-Ausbruchs wurde der Starttermin dieses Mal aber auf den 22. Mai verlegt. Chinas Wirtschaftsleistung war im ersten Quartal erstmals seit Erhebung der Daten geschrumpft.