Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal gut eine Milliarde Euro verdient. Die Commerzbank verdoppelte ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Meistens steht die Commerzbank im Schatten der Deutschen Bank. Doch jetzt hat sie dem Branchenprimus die Show gestohlen: Am Mittwochabend teilte die zweitgrößte deutsche Privatbank überraschend mit, sie habe im ersten Quartal rund 284 Millionen Euro verdient – gut doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich dazu wirkte der am Folgetag von der Deutschen Bank verkündete Gewinnanstieg um 17 Prozent solide, aber unspektakulär. Auch wenn ihr Gewinn absolut betrachtet weitaus höher ist: rund 1,1 Milliarden Euro.

 

Deutsche-Bank-Aktie fällt

Während die Commerzbank-Aktie am Donnerstag zulegte, verloren die Papiere der Deutschen Bank zeitweise sechs Prozent an Wert. Dabei betonte Konzernchef Christian Sewing, es handele es sich um das beste Quartalsergebnis seit neun Jahren. „Der gute Jahresauftakt gibt uns weitere Zuversicht, dass wir unsere Ziele für das laufende Jahr erreichen werden“, schrieb Sewing in einer Nachricht an die Belegschaft. Das besonders prominente Ziel einer Eigenkapitalrendite von acht Prozent wurde im ersten Quartal sogar schon erreicht.

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Warum unter Investoren trotzdem keine Begeisterung aufkam, wurde in einer Telefonschalte Sewings mit Analysten deutlich: Mehrere dieser Experten äußerten die Befürchtung, dass die Deutsche Bank von ihrem 2019 ausgerufenen Sparkurs abkomme.

Sewing hat das Ziel ausgegeben, die sogenannte Aufwand-Ertrag-Relation in diesem Jahr auf 70 Prozent zu senken. Das heißt: Um einen Euro zu erwirtschaften, sollen maximal 70 Cent aufgewendet werden. Im ersten Quartal lag diese Quote bei 73 Prozent. Das ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den vorausgegangenen Quartalen. Doch angesichts der hohen Inflationsrate und des Risikos, dass die Erträge in den nächsten Quartalen infolge des Ukraine-Kriegs sinken, zeigten sich die Analysten skeptisch, ob sich die Quote weiter drücken lässt.

Teure Boni

Sewing und sein Finanzvorstand James von Moltke wiesen darauf hin, dass die Kosten im ersten Quartal Bankenabgaben in Höhe von 730 Millionen Euro umfassten. Ohne diese nur einmal jährlich fälligen Abgaben hätte die Aufwand-Ertrag-Relation bei 66 Prozent gelegen. Gleichzeitig mussten sie allerdings einräumen, dass der Wettbewerb um Fachkräfte die Kosten für Bindung und Rekrutierung von „Talenten“ in die Höhe treibe. Für das zurückliegende Geschäftsjahr hat die Deutsche Bank Bonus- und Abfindungszahlungen von insgesamt fast 2,6 Milliarden Euro gewährt.

Wegen des Kriegs in der Ukraine erhöhte die Deutsche Bank ihre Risikovorsorge von zuletzt 254 Millionen Euro auf 292 Millionen Euro. Die Commerzbank, die ihre endgültige Quartalsbilanz im Mai veröffentlicht, hat mit insgesamt 464 Millionen Euro eine deutlich höhere Risikovorsorge gebildet. Deutsche-Bank-Finanzchef von Moltke erklärte auf Anfrage von Journalisten und Analysten, das Szenario einer möglichen Rezession in Deutschland sei in der Risikovorsorge des Branchenprimus noch nicht berücksichtigt. Auch das überzeugte offenbar nicht alle Anleger, nachdem Russland am Mittwochabend die Einstellung seiner Gaslieferungen an Polen und Bulgarien angekündigt hatte.

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Quartalszahlen

Deutsche Bank
 Der Branchenprimus meldete einen Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro, abzüglich Zinszahlungen auf bestimmte Anleihen verdiente die Bank 1,06 Milliarden Euro. Ihr Kreditengagement in Russland beziffert sie auf 1,3 Milliarden Euro. Davon sei ein Großteil durch Exportversicherungen gedeckt, netto belaufe sich das Kreditrisiko auf 0,5 Milliarden Euro.

Commerzbank
 Die zweitgrößte Privatbank machte im ersten Quartal laut vorläufigen Zahlen 284 Millionen Euro Gewinn. Das Institut bezifferte sein Netto-Kreditrisiko in Russland Anfang März auf 1,3 Milliarden Euro.