Die 40-Punkte-Marke hat der VfB Stuttgart durch das 1:1 gegen den HSV verpasst, an einen Abstieg glaubt beim Aufsteiger trotzdem niemand mehr. Nach Dortmund reisen die Schwaben mit Selbstvertrauen.

Stuttgart - An seinem 44. Geburtstag am Ostermontag hatte Tayfun Korkut schönes Wetter und eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage im Rücken – einzig die erhofften 40 Punkte fehlten. „37 plus eins war das Mindestziel, plus drei hätte uns natürlich besser gefallen“, sagte der Trainer des VfB Stuttgart mit etwas Abstand zum 1:1 gegen Bundesliga-Schlusslicht Hamburger SV vom Samstag. Dennoch konnte er mit der Ausgangslage vor dem Auswärtsspiel gegen Borussia Dortmund am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gut leben. „Acht Spiele. Unbesiegt. Das dürfen wir nicht vergessen. Die Mannschaft hat schon einiges abgerufen in den letzten Wochen.“

 

Sportvorstand Michael Reschke erklärte den Abstiegskampf sogar für mehr oder weniger beendet. „Die Wahrscheinlichkeit auf den Klassenerhalt ist sehr groß. Wir werden nicht mehr absteigen“, sagte Reschke nach dem Remis gegen den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga und nun 38 Zählern. Weil Mainz (0:0 gegen Mönchengladbach) und Wolfsburg (0:0 gegen Hertha BSC) ebenfalls nur Unentschieden spielten, hat der VfB sechs Spieltage vor dem Saisonende weiter zwölf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang.

Die Leistung des VfB gegen Hamburg war vor allem in der ersten Halbzeit schlecht

Der Rückstand auf Borussia Dortmund auf Rang drei beträgt sogar nur zehn Punkte. Doch vom Blick nach oben, wenigstens auf die nur vier Punkte entfernt auf Platz sieben liegende TSG Hoffenheim, wollten Spieler und Verantwortliche des VfB nichts wissen. „Ich werde nicht abrücken von meiner Marschroute. Kann und will ich nicht. Wir gehen von Spiel zu Spiel“, sagte Korkut. „In dem Rennen um Platz sieben spielen wir keine Rolle. Wir rechnen nur in Richtung Klassenverbleib“, betonte Reschke.

Ein Grund dafür ist wohl auch die Leistung vom Samstag, die vor allem in der ersten Halbzeit schlecht war. Der VfB agierte zögerlich, mit wenig Tempo und ohne jegliche Automatismen im Spiel nach vorne. „Wir waren vor sechs Wochen noch in einer prekären Situation. Jetzt ist die Basis erst mal kompakt zu stehen, die Spiele zu gewinnen, zu punkten. Man muss die Kirche im Dorf lassen“, sagte Abwehrspieler Holger Badstuber.

Davon, dass der VfB nun nach dem nahezu perfekten Klassenverbleib womöglich lernen müsse, selbst das Spiel zu machen und einen Gegner mit fußballerischen Mitteln zu bezwingen, wollte er nichts wissen. „Wir sind eine Arbeitertruppe, eine Zweikampftruppe in erster Linie, die über unsere Großen vorne drin ins Spiel kommt“, sagte er. „Das sind keine Spieler, die die großen Kombinierer sind. Die arbeiten in der Box, da erzielen sie ihre Tore.“

Ginczeks Jubel wurde von den HSV-Spielern missverstanden

So wie Daniel Ginczek in der 44. Minute, als er den abgewehrten Schuss von Erik Thommy aus kurzer Distanz über die Linie drosch und nach dem Rückstand durch Lewis Holtby (18.) für den Ausgleich sorgte. Dass sein anschließender Jubel von den HSV-Spielern missverstanden wurde, konnte der Stürmer zunächst überhaupt nicht verstehen. Nach Schlusspfiff klärte sich aber auf, dass er an das Spiel Fortnite erinnerte und nicht Nicolai Müller verhöhnen wollte, der sich bei einem ähnlichen Jubel das Kreuzband gerissen hatte.

Ins Ruhrgebiet reisen die Schwaben trotz der dürftigen Leistung gegen Hamburg mit Selbstvertrauen. „Es geht in jedem Spiel um was. So weit sind wir schon, dass wir absolut konkurrenzfähig sind“, sagte Korkut. „Ich denke mal, dass wir da hinfahren und nicht Favorit sind. Aber ich denke schon, dass wir unangenehm sein können“, sagte Dennis Aogo.

Das 0:6 des BVB in München täusche aber über das Leistungsvermögen hinweg. „Der Stöger hat zwölf Spiele nicht mit denen verloren. Und trotzdem ist so ein Hauch von Negativ über der ganzen Geschichte. Das ist aber alles nicht so negativ, wie es gemacht wird“, sagte Korkut.