Vor allem die Industrie im Kreis Böblingen meldet eine schwache Nachfrage. Die Absatzschwäche der E-Mercedes trägt einen Teil dazu bei.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) im Kreis Böblingen, hat laut einer aktuellen Herbstumfrage weiter einen deutlichen Abwärtstrend in der wirtschaftlichen Lage des Landkreises Böblingen festgestellt. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung hervor.

 

So geben knapp 48 Prozent der Befragten an, dass die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen in der Region gesunken ist. Besonders dramatisch ist die Situation in der Industrie, wo 55 Prozent der Betriebe von einem Einbruch der Auftragslage berichten.

Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen im Landkreis Böblingen habe sich erheblich verschlechtert, heißt es weiter. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut, während ein Drittel eine schlechte Situation meldet. Der IHK-Indikator zur wirtschaftlichen Lage ist auf minus 13 Zähler gesunken, ein Tiefpunkt, der seit dem coronabedingten Einbruch vor vier Jahren nicht mehr erreicht wurde. Abgesehen von der Pandemie war eine solche negative Stimmung zuletzt während der Finanzkrise 2008/2009 zu beobachten.

Der Blick in die Zukunft bleibt pessimistisch. Der Indikator zur Geschäftserwartung verharrt seit zwei Jahren im negativen Bereich. Neben der schlechten Nachfrage sind auch die politischen Rahmenbedingungen ein häufig genannter Risikofaktor für Unternehmen. Viele Unternehmer fordern grundlegende Reformen, ähnlich der Agenda 2010, die zu Beginn der 2000er-Jahre die wirtschaftliche Lage verbessert hatte. Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl sehen jedoch rund 30 Prozent der Unternehmen der Zukunft pessimistisch entgegen.

Stockende Nachfrage

Besonders in der Industrie: Annähernd 60 Prozent der Produzenten berichten von einem Rückgang der inländischen Nachfrage, während bei 53 Prozent die Auslandsnachfrage zurückging. Der IHK-Nachfrageindikator der Industrie liegt bei minus 51 Zählern. Nur etwas mehr als drei Prozent der Industrieunternehmen verzeichnen eine gute wirtschaftliche Situation.

Unter Druck: Mercedes-Chef Källenius Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Der Handel im Landkreis Böblingen zeigt ein ähnliches Lagebild. Der produktionsnahe Großhandel und der Einzelhandel berichten gleichermaßen von einer verhaltenen Konsumfreude der Verbraucher. Die Dienstleistungsbranche konnte sich lange gegen den Trend stemmen, jedoch hat auch hier die Abwärtsspirale zugeschlagen. Der IHK-Indikator zur Auftragslage in der Dienstleistungsbranche sank in den negativen Bereich auf minus zehn Punkte. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten Geschäftslage fiel von 40 Prozent im Sommer auf 29 Prozent im Herbst.

Schwache Lichtblicke auf dem Bau

Die Bauwirtschaft hatte in diesem Jahr erste Lichtblicke durch gesunkene Zinsen, doch der erhoffte Aufschwung blieb aus. Unsicherheit über die künftige Zinspolitik und die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten mögliche Bauvorhaben zurück und verzögern eine Erholung der angespannten Wohnsituation.