Der Rechtsanwalt mit der Reibeisenstimme versucht, die spontanen Proteste gegen Trump in organisierte Bahnen zu lenken. Beginnen sollte der Widerstand in der zweiten Februarwoche, da wollte der Präsident nach Youngstown reisen, um ein Dekret zur Förderung des Kohleabbaus zu unterzeichnen. Betras rief via Facebook zu einem Treffen auf, um zu besprechen, wie der Protest gegen den Präsidenten ablaufen könnte. Schnell hatten sich tausend Leute angemeldet, obwohl es nur um die Planung ging, nicht um den eigentlichen Protest. Aus der Kundgebung wurde nichts, weil es Trump im Trubel um den Rücktritt seines Sicherheitsberaters Michael Flynn vorzog, in der Hauptstadt zu bleiben. „Aber tausend Leute! Davon hätte ich nicht mal zu träumen gewagt“, schwärmt Betras. Das Erwachen der Opposition bedeute aber nicht, dass die Tage des umstrittenen Präsidenten bald gezählt seien. Trump könnte seinen Sessel im Oval Office noch lange behalten, falls die Wirtschaft in dem Tempo wachse, wie er es versprochen hat.

 

Im Büro der Republikaner in Youngstown sitzt Anna Pera zwischen dem Bild eines Elefanten, dem Wappentier der Partei, und einer Pappfigur Ronald Reagans. Der frühere Präsident mit dem Hollywood-Lächeln ist noch heute das Idol vieler konservativer Amerikaner. Wie sehr sich die Auffassungen von Wahrheit und Lüge in diesen ersten Wochen der Trump-Regierung aneinander reiben, zeigt sich am Beispiel von Anna Pera. Die Republikanerin, die einst Demokratin war, sieht in Donald Trump so etwas wie die letzte Hoffnung für ihre krisengebeutelte Heimatstadt. „Er ist bestimmt kein geschmeidiger Redner, aber Worte interessieren mich nicht. Wir wollen den Wandel, wir wollen Hoffnung.“

Ruth Nabb, graue Strickmütze, blondiertes Haar, unterbricht Peras Redefluss. Die Gattin eines Bauunternehmers will über die Unehrlichkeit der sogenannten Mainstream-Medien schimpfen. Weil sie nur damit beschäftigt seien, Schmutznachrichten über Trump zu produzieren, hätten sie nicht darüber berichtet, dass Obama an seinem letzten Amtstag einer nationalistischen Palästinenserorganisation 250 Millionen Dollar überwiesen habe. Entgegnet man Ruth Nabb, dass weder die Regierungen Trump und Obama noch etablierte Medien das bestätigt haben, mustert sie einen stirnrunzelnd und fragt: „Sind Sie sicher, dass Sie nicht bei CNN arbeiten?“ Der Nachrichtenkanal gehört zu den Medienunternehmen, die Trump als „Feinde des amerikanischen Volkes“ ausgemacht hat.