Donald Trump hat seinen Wählern versprochen, für mehr Fairness im Welthandel zu sorgen. Doch als Präsident hilft er vor allem einer kleinen US-Elite, kommentiert Finn Mayer-Kuckuk.

Peking - Auch ein blindes Huhn findet bekanntlich zuweilen ein Korn. Und Donald Trump liegt mit Teilen seines Weltbildes durchaus richtig. Ein Zuviel an Globalisierung überfordert Teile der Bevölkerung; der entfesselte Wall-Street-Kapitalismus macht viele Menschen gefühlt ärmer, weil er Ungleichheit schafft. Zu Beginn seiner Präsidentschaft war daher vielleicht sogar die leise Hoffnung gestattet, dass sie auch Gutes bringen könnte. Trumps Reise durch Ost- und Südostasien zeigt nun: Er vertritt auch hier vor allem die Interessen der US-Wirtschaftselite. Ein qualitativ besserer Rahmen für den Welthandel ist von ihm nicht zu erwarten.

 

Trump bereist derzeit diejenigen Länder, die den Gedanken der Globalisierung nicht nur begeistert aufgegriffen, sondern auf eine ganz neue Stufe gehoben haben. Erst war er bei den Super-Exporteuren Japan, Südkorea und China, jetzt bereist er die Tigerstaaten im Süden Asiens. Doch statt hier für eine menschlichere Globalisierung zu werben, setzt er die Fehler der vergangenen Jahrzehnte fort. Er betont zwar markig, Jobs nach Amerika zurückbringen zu wollen und künftig „gute Deals“ abzuschließen. Doch seine Politik schafft weder Qualitätsarbeitsplätze in den Staaten, noch verbessert sie die Bedingungen in den asiatischen Industriestädten.

China nutzt das System aus, das die USA geschaffen haben

Der US-Präsident hat im Wahlkampf zu Recht auf den unausgeglichenen Handel seines Landes mit China hingewiesen und versprochen, die Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Auch die Vordenker des Freihandels bis zurück zu Adam Smith würden sich im Grabe umdrehen, wenn ihnen jemand von der aktuellen Lage erzählte: Ein Defizit in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar im Jahr war früher undenkbar. Damals hat der Goldstandard letztlich für ausgeglichene Bilanzen gesorgt.

Tatsächlich nutzt China die Mechanismen der modernen Papiergeldwirtschaft, um wie wild zu exportieren, ohne dass eine Währungsaufwertung einen Ausgleich schafft. Dieses System haben die Vereinigten Staaten von Amerika erst geschaffen. Sie zeigen sich nun erschrocken über die Auswüchse ihrer Erfindung. Hier wie dort profitiert vor allem das Kapital von dem gebrochenen Kreislauf, in dem preiswerte Produkte über den Pazifik nach Osten schippern und die USA lediglich Schuldpapiere nach China verschieben, wo sie als Währungsreserven verbucht werden.

Es gibt viele Vorschläge für eine nachhaltige Welt-Ökonomie

Das ist eine Fehlentwicklung, die schon lange erkannt ist. Doch solange es billiger ist, in Fernost herzustellen, machen die Wirtschaftsakteure selbstverständlich damit weiter. Darunter auch Trumps Tochter, die ihre Schuhkollektion in Südchina fertigen lässt.

An alldem ließe sich etwas ändern. Ökonomen haben einen ganzen Baukasten von Instrumenten ersonnen, um eine nachhaltigere Warenwirtschaft zu schaffen. Trumps Vorgänger Barack Obama wollte die Importeure mit der „Transpazifischen Partnerschaft“ (TPP) zu höheren Standards bei der Produktion der Waren verpflichten. Umwelt, Arbeitssicherheit, Mindestlöhne und der Schutz geistigen Eigentums sollten eine Rolle spielen.

Trump untergräbt den Einfluss der westlichen Demokratien

Trump hat TPP im Januar abgesagt und seinen Rückzug aus solchen Verträgen am Wochenende bestätigt. Er hat das als globalisierungskritischen Schachzug verkauft, der Jobs nach Amerika zurückbringt. In Wirklichkeit nützt die Aufkündigung des Vertrag vor allem den Job-Killern in seinem eigenen Land – den Turnschuhherstellern oder Handelsketten wie Wal Mart. Trump untergräbt damit den Rest an Einfluss, den die westlichen Demokratien in den Wachstumsländern noch haben.

Trumps Versprechen einer Dämpfung (oder gar Rückführung) der negativen Aspekte der Globalisierung hält also den Prüfungen einer Reise nicht stand, die ihn durch die Region der schnell wachsenden Hälfte der Weltwirtschaft führt.