Donald Trump könnte in den USA mit seinen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium viele Jobs gefährden, glauben Wirtschaftsvertreter, aber auch Weggefährten des US-Präsidenten. Eins scheint schon jetzt aber sicher: Es wird steigende Preise geben.

Washington - Die Zeichen stehen auf Sturm. „Um unser Land zu schützen, müssen wir den amerikanischen Stahl schützen“, rief Donald Trump am Montag den handelspolitischen Verteidigungsfall auf. Der US-Präsident ist entschlossen, US-Stahl- und Aluminiumimporte mit Strafzöllen zu belegen. Die europäischen Gegenmaßnahmen fürchte man nicht, erklärte US-Handelsminister Wilbur Ross: „Das ist ziemlich belanglos.“

 

Öffentlichkeit und Wirtschaft in den USA sind tief gespalten

Nicht nur internationale Handelspartner verärgert diese Ankündigung. Auch die Öffentlichkeit und Wirtschaft in den USA sind tief gespalten. Während der Flugzeugbauer Boeing, der Autohersteller General Motors und die Brauerei Anheuser-Busch wegen der drohenden Verteuerung ihrer Produkte (beim Bier geht es um die Dosen) protestieren, jubelt Michael Bless, Chef des Alu-Herstellers Century Aluminium, seine Stimmung sei mit dem Wort „enthusiastisch“ nur unzureichend beschrieben.

Die Fronten laufen nicht nur quer durch die Industrie: Während Trump von Gewerkschaftern und linken Demokraten kräftigen Beifall erhält, sind viele republikanische Politiker über den Eingriff in den freien Handel entsetzt.   Noch sind viele Details offen – etwa die Dauer und die Reichweite der Aufschläge von 25 (Stahl) und zehn Prozent (Aluminium). Am Samstag hatte die „Washington Post“ die Hoffnung genährt, die Verbündeten der USA könnten von den Strafzöllen ausgenommen werden. Dann würde Trump vor allem China treffen, mit dem die USA ein Handelsdefizit von 375 Milliarden Dollar haben. Doch dafür spricht nichts. Im Gegenteil: Bei seinen Twitter-Attacken hat Trump Peking zuletzt ausdrücklich geschont, stattdessen Strafzölle auch für Autos angedroht.

Gezielte Ausnahmen könnte es geben

Navarro, der Architekt des protektionistischen Schutzwalls, erklärte: „Sobald er (Trump) Ausnahmen für ein Land macht, meldet sich der Regierungschef eines anderen Staats am Telefon.“   Navarro hält gezielte Ausnahmen für möglich, „wo wir sie brauchen, damit unsere Geschäfte laufen“. Die Klagen der Bierhersteller freilich nimmt er nicht ernst: „Wenn Amerikaner wieder zurück in Arbeit kommen, ist das einen Cent je Sixpack wert.“ Zumindest einen Vertrauensschutz für bereits geschlossene Verträge müsse es geben, forderte derweil Kevin Brady, der führende Handelspolitiker der Republikaner im Repräsentantenhaus.

„Es wird mehr Verlierer als Gewinner geben“, prognostizierte die Wirtschaftsprofessorin Monica de Bolle von der Johns- Hopkins-Universität. Nach einer Analyse der Denkfabrik Brookings arbeiten kaum noch 200 000 Frauen und Männer in amerikanischen Stahl- und Aluhütten. Bei den Firmen, die diese Produkte verwerten, sind jedoch mehr als 6,5 Millionen Menschen beschäftigt. Es könnte laut Experten also mehr Verlierer als Gewinner geben.

Abwanderung von Betreiben könnte die Folge sein

Dass die Zölle die Preise des importierten Rohstoffs erhöhen, ist unausweichlich. Möglicherweise würden verarbeitende Betriebe dann ins Ausland abwandern, um diesem Effekt und den drohenden Gegenmaßnahmen der Handelspartner zu entgehen: „Die Maßnahme könnte das Gegenteil dessen bewirken, was die Regierung anstrebt“, warnt der republikanische Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker.