Überraschende Maßnahme in Hoffenheim: der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim hat sich von Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller getrennt. Der Nachfolger steht bereits fest.

Hoffenheim - Der Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim zieht im Abstiegskampf die Notbremse: Nach der Trennung von Trainer Marco Kurz verpflichtete der Tabellenvorletzte in Markus Gisdol schon den vierten Chefcoach in dieser Spielzeit. Bei den Kraichgauern musste am Dienstag neben Kurz auch Manager Andreas Müller gehen. Mit dieser überraschenden Maßnahme reagierte Hoffenheim sieben Spieltage vor Saisonende auf die Dauerkrise beim Herbstmeister von 2008.

 

Wie der Club mitteilte, übernimmt der 43 Jahre alte Gisdol mit sofortiger Wirkung das Traineramt „und wurde von der Vereinsführung mit dem beschlossenen Neuaufbau über die laufende Saison hinaus betraut“. Gisdol trainierte von 2009 bis 2011 die zweite Mannschaft der Kraichgauer, folgte danach Ralf Rangnick zu Schalke 04 und war dort bis zum 16. Dezember 2012 Assistent von Huub Stevens.

Die TSG will den neuen Coach bei einer Pressekonferenz an diesem Dienstag (14.00 Uhr) im Trainingszentrum in Zuzenhausen vorstellen. Für 15.00 Uhr ist die erste Übungseinheit unter Gisdol angesetzt. Nachfolger von Müller soll nach dpa-Informationen der frühere Junioren-Nationalspieler Alexander Rosen, bislang Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der TSG, werden.

Der in der vergangenen Saison bereits beim späteren Absteiger 1. FC Kaiserslautern gescheiterte Kurz war erst in der Winterpause verpflichtet worden. Der einstige Bundesliga-Profi konnte mit nur acht Punkten aus zehn Spielen allerdings nicht die Wende herbeiführen. Zuletzt setzte es eine 0:3-Niederlage auf Schalke.

In die Stammelf schaffte es nur Heurelho Gomes

Müller durfte auf Geheiß von Mäzen Dietmar Hopp zur Rückrunde gleich sechs neue Spieler für über 12 Millionen Euro holen. In die Stammelf schaffte es aber nur der brasilianische Torhüter Heurelho Gomes (Tottenham Hotspur) und Innenverteidiger David Abraham (FC Getafe). Zudem hatte sich der Manager immer wieder mit der Causa Tim Wiese herumschlagen müssen. Der vor seiner Amtszeit verpflichtete Ex-Nationaltorwart sorgte regelmäßig für Negativ-Schlagzeilen, darf nach seiner zwischenzeitlichen Suspendierung aber seit dem Wochenende wieder mit der Mannschaft trainieren.

Das Team gewann auch unter Kurz und Müller nicht an Profil und Zusammenhalt. Der Trainer konnte die Abwehrschwäche - mit 52 Toren ist die TSG zusammen mit Werder Bremen die Schießbude der Liga - nur unwesentlich beheben und im Angriff nicht für neue Impulse sorgen. Sein Fazit nach dem erneuten Rückschlag am Wochenende war bezeichnend für seine Machtlosigkeit. „Wir haben uns zu weit zurückgezogen und haben nicht das gespielt, was wir wollten“, meinte Kurz.

In den vergangenen 27 Monaten hat Hoffenheim fünf Trainer verschließen. Seit dem Abgang von Aufstiegscoach Ralf Rangnick verlor die TSG immer mehr ihre Linie. Nach Markus Babbel, Frank Kramer und Kurz ist Gisdol in dieser Spielzeit bereits der vierte Verantwortliche auf der Trainerbank. Mit dem neuen Chef und Rosen will der Verein wohl wieder einmal versuchen, eine neue Identifikation herbeizuführen und sich wie so oft propagiert als Ausbildungsverein zu etablieren. Gisdol darf dabei notfalls wohl auch den Umweg über die zweite Liga machen.