Die Fußballerinnen des TSV Heimsheim stehen im Pokal-Halbfinale am Mittwoch – Janina Hüsgen und Sophia Füeß verraten, was Männer und Frauen am Ball unterscheidet und warum eine nur selten Frauen-Fußball im TV anschaut.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Am Mittwoch (19 Uhr) treffen die Fußball-Frauen des TSV Heimsheim im Bezirkspokal-Halbfinale auf den FSV 08 Bissingen. Janina Hüsgen (34), die älteste Spielerin im TSV-Kader, plaudert mit der jüngsten Sophia Füeß (17) über Männer und Frauen im Fußball, über Geld und Stars und über das, was alt und jung unterscheidet.

 

Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Sophia: Ich habe schon immer mit einem Kumpel ein bisschen gekickt, als der zum Fußballtraining in den Verein gegangen ist, bin ich mit – und dabei geblieben. Janina: Gefühlt spiele ich mein Leben lang Fußball, ich wurde da reingeboren, weil mein Vater gespielt hat, mein Bruder auch – so war die Familie immer auf dem Sportplatz. Ich könnte es mir anders nicht mehr vorstellen.

Wie heißen Ihre Lieblingsspieler, männlich wie weiblich?

Sophia: Bei den Frauen mag ich Alexandra Popp, sie steht immer richtig vom Tor – außerdem ist sie ein Linksfuß wie ich. Borna Sosa vom VfB Stuttgart finde ich auch gut.

Der ist auch ein Linksfuß – Janina sieht das als Rechtsfuß sicher anders, oder?

Janina: Das kommt ja nicht auf dem Fuß an. (Lacht.) Mein Lieblingsspieler ist Toni Kroos, eine Lieblingsspielerin habe ich keine. Ich muss gestehen, ich gucke so gut wie nie Frauenfußball. Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen blöd, aber es ist halt so.

Wieso das?

Janina: Das einzige Spiel, das ich in den letzten Jahren gesehen habe, war das EM-Finale 2022. Das liegt sicher daran, dass Frauenfußball nicht so oft im Fernsehen läuft wie Männerfußball, meist kriege ich es gar nicht wirklich mit, wenn ein Spiel übertragen wird.

Sophia: Ich schon, die Spiele, die im Free-TV laufen, die gucke ich schon. Bei der EM habe ich jedes Spiel der deutschen Mannschaft gesehen, und ich bekomme da auch viel vom Frauenfußball über Social Media mit.

Janina, ist Frauenfußball unattraktiv?

Janina: Ich finde Männerfußball spannender, er ist vor allem schneller. Wenn man selber spielt, macht das Spaß, da sieht man das nicht so, aber es ist halt was anderes, wenn man zuguckt. Sophia: Ja, aber ich finde, wenn ich Frauenfußball schaue, kann ich mich besser identifizieren. Wenn ich die Männer anschaue, weiß ich, ich werde nie so schnell sein wie der. Bei den Frauen finde ich mich wieder.

Dass man nicht vergleicht, haben die meisten Fans begriffen. Finden Sie, dass sich der Frauenfußball emanzipiert hat?

Sophia: Ja, bei der EM hat man auf den Social Media gemerkt, dass das viel populärer geworden ist. Auch die Zuschauerzahlen sind ziemlich gestiegen.

Janina: Auf jeden Fall, auch wenn man in der Jugend sieht, wie viele Mädchen Fußball spielen und wie viele Mannschaften wir allein beim TSV Heimsheim haben. Als ich jung war, war das nicht so. Ich habe so lange es ging bei den Jungs spielen müssen, weil es in der Umgebung kein Mädchen-Team gab.

Es heiß ja: Wenn Mädchen mit Jungs kicken, lernen sie mehr als wenn sie ausschließlich mit Mädchen kicken.

Janina: Ich glaube, es kommt drauf an, wie gut die Jungs sind, – und im Gegenzug, wie gut die anderen Mädels sind. Wenn man in einer guten Mädelsmannschaft ist, denke ich, kann man sich auch hervorragend entwickeln, aber für mich persönlich war es gut, lange mit Jungs zu spielen.

Diskussion um Höhe der Prämien

Es wird viel diskutiert, ob Frauen und Männer die gleichen Prämien bei EM oder WM bekommen sollten ...

Janina: Ja, aber ich denke, die Umsetzung ist schwierig, weil Frauenfußball nicht so populär ist. Grundsätzlich stimme ich dem schon zu. Ich finde vor allem schade, dass es so gut wie unmöglich ist, wenn eine Frau hauptberuflich Fußball spielen möchte – dabei investieren die Profis bei den Frauen genauso viel Zeit wie die Profis bei den Männern, sie trainieren so oft und so hart und sind genauso erfolgreich, aber können davon nicht mal ihren Lebensunterhalt bestreiten. Sophia: Die meisten müssen nebenbei noch arbeiten, das ist alles noch zeitaufwendiger.

Das heißt, von Ihnen hatte keine den Traum vom Profi gehabt, oder?

Sophia: Ich habe ehrlich gesagt, nie daran gedacht – auch weil die Eltern immer gesagt haben, da verdienst du nix. Deshalb gucke ich einfach, wie weit ich nach oben komme, und dann ist es für mich okay. Es ist mein Hobby, und ich will, dass es mir Spaß macht. Janina: Ich hatte nie den Traum, mal Bundesliga zu spielen, aber im Nachhinein, denke ich, wäre vielleicht mehr gegangen, wenn ich mich dahinter geklemmt hätte. Jetzt ist der Zug für mich abgefahren.

Hand aufs Herz: Was kann Sophia, was Janina fehlt – und umgekehrt?

Janina: Sie ist auf jeden Fall schneller, und sie hat einen starken linken Fuß. Sophia: Ich würde sagen, dass sie auf jeden Fall die bessere Ausdauer hat, und sie hat den rechten Fuß, der mir fehlt. (Lacht.)

Wie wichtig ist eine erfahrene Spielerin für das Team? Sind Sie, Janina, so etwas wie die Mutter der Kompanie?

Janina: Hm, ich würde nicht sagen, dass ich die bin, die stets vorangeht, aber natürlich leite oder delegiere ich aufgrund meiner Erfahrung und meiner Spielübersicht die Jüngeren – gerade wenn eine dabei ist, die noch nicht so lange Fußball spielt.

Von Borna Sosa bis zu Toni Kroos

Sophia, Sie haben keine Probleme, wenn man Sie mal in den Senkel stellt?

Sophia: Wenn es mir hilft, oder dem Team, dann sicher nicht. Ich schaue mir ja auch so manches ab und habe viel gelernt. Ich bin in der Jugend nie auf die Idee gekommen, mit dem Ball die Linie runter zu laufen. Hier habe ich bei einer Mitspielerin gesehen, dass sie die Linie rauf und runter rennt – da habe ich mir gesagt: Das ich mache ich jetzt auch.

So wie das Borna Sosa beim VfB praktiziert. Wie sehr leiden VfB-Fans derzeit?

Sophia: Ich stehe weiter hinter dem VfB und werde deshalb jetzt nicht Fan des FC Bayern.

Wo Toni Kroos mal gespielt hat ...

Janina: Das heißt aber nicht, dass ich Fan des FC Bayern bin. Ich halte es auch mit dem VfB. Ich finde einfach, dass er ein sehr guter Spieler ist, wie er die Bälle verteilt, da würde ich mir gerne eine Scheibe abschneiden von. Er ist 33, also auch nicht mehr der Jüngste.

Was möchten Sie im TSV erreichen?

Sophia: Ich möchte gerne das Pokalfinale gewinnen, 2022 haben wir leider verloren.

Janina: Das würde ich mir auch wünschen, zumindest habe ich das mit der Spvgg Warmbronn schon mal geschafft.