Der zweifache deutsche Tischtennis-Meister zieht sich aus dem Spitzensport zurück. Das Ende einer Ära hinterlässt bei den Machern in Frickenhausen Betroffenheit.

Frickenhausen - Die Enttäuschung stand Jürgen Veith ins Gesicht geschrieben. Unzählige schlaflose Nächte musste der Manager des TTC Shakehands Frickenhausen in den letzten Wochen überstehen. Denn die Nachricht, die er zu verkünden hatte, hat ihm das Herz gebrochen. Das Tischtennis-Aushängeschild der Region muss zur neuen Saison die Schläger an den Nagel hängen und zieht sich aus finanziellen Gründen aus dem Profisport zurück.

 

Zahlreiche Geldgeber ziehen sich zurück

„Es ist zum Heulen, aber es geht nicht anders“, sagt Veith, der selbst noch in der Reservemannschaft aufschlägt. Obwohl in der Zweiten Bundesliga sportlich sogar noch der Aufstieg möglich wäre, muss der TTC das Thema Spitzensport ad acta legen. Zahlreiche Sponsoren, darunter Namenssponsor Shakehands, ziehen sich als Geldgeber zurück und hinterlassen eine Lücke im Etat, die nicht zu stopfen ist. Zu hoch seien laut Veith auch die Kosten, die man an die Berufsgenossenschaft und die Künstlersozialkasse abdrücken muss: „Wir werden gleich behandelt wie zum Beispiel Bayern München oder der VfB Stuttgart, das ist ein absoluter Witz.“

Aushängeschild der Gemeinde

Aufseiten der Gemeinde macht sich ebenfalls Ernüchterung breit. „Mit dem TTC fällt ein absolutes Aushängeschild weg. Tischtennis ist in Frickenhausen sehr groß und beliebt“, sagt Bürgermeister Simon Blessing. Die Stadt unterstützt das Projekt schon seit etlichen Jahren. Die Halle wurde dem Verein unentgeldlich zur Verfügung gestellt, zahlreiche Rahmenbedingungen für die Bundesliga geschaffen. Eine solche Hilfe war unerlässlich für den Verein und eine Voraussetzung der vielen Erfolge, die man in der Vergangenheit verzeichnen konnte. Ein Traditionsclub ist der TTC Frickenhausen, seit 34 Jahren gibt es dort Tischtennis auf Bundesliga-Niveau.

Seit 1984 in der Bundesliga

Nach dem letzten Saisonspiel am 15. April wird das Kapitel „Bundesliga in Frickenhausen“ dann geschlossen. 1984 stieg der TTC damals in die Zweite, elf Jahre später sogar in die Erste Bundesliga auf. Angeführt von Superstar Ma Wenge konnte man seither zwei deutsche Meisterschaften (2006 und 2007), zwei deutsche Pokalsiege (2005 und 2007) und einen Europapokalsieg (2006) einfahren. Seit 2009 verzeichnen die Verantwortlichen allerdings einen Negativtrend – nicht nur finanziell. 2010 stieg der TTC in Liga zwei ab. Zwar schaffte man ein Jahr später den direkten Wiederaufstieg, jedoch ging man vor drei Jahren aus finanziellen Gründen endgültig in die zweite Spielklasse hinunter.

„Das tut extrem weh“

Einer, den diese Entwicklung besonders traurig macht, ist Rolf Wohlhaupter-Hermann. Der heutige Ehrenpräsident war 1971 Gründungsmitglied, als man den TTC ins Leben rief. „Das tut extrem weh und ist sehr schwer für mich zu verdauen.“ Viel Herzblut, Kraft und Energie hat er in den Verein gesteckt über all die Jahre. Jetzt muss aber auch er einsehen, dass sein Lebenswerk nicht mehr das ist, was es mal war. „Wir haben alles erreicht, was zu erreichen war, aber Realitäten kann man nicht über den Haufen werfen“, sagt Wohlhaupter-Hermann mit gesenktem Kopf: „Man muss eben erst mal jemanden finden, der etwas für die Randsportart Tischtennis übrig hat.“ Im selben Atemzug beschreibt er, wie schwierig die Sponsorensuche geworden ist, die er selbst über Jahrzehnte vorangetrieben hat: „Große Sponsoren, die mal eben ein Loch stopfen, die gibt’s im Tischtennis eben nicht mehr.“

Im Vorstand sind sie längst zu einer Familie zusammengewachsen. „In 34 Jahren haben wir alles gegeben, um Weltklasse-Tischtennis zu zeigen“, lobt Veith die enge Zusammenarbeit in der Vereinsführung und fügt mit einem Tropfen Wehmut hinzu: „Alle im Verein sind 34 Jahre älter geworden, die Gründer gehen auf 80 zu, und alle spielen wir noch Tischtennis.“ Besonderes Mitleid hat er mit den Fans. „Im Kern waren es immer dieselben 100 bis 150 treuen Zuschauer, die uns besucht haben. Ihnen gilt ein großes Dankeschön“, sagt er.

Die Zukunft ist ungewiss

Was jetzt kommt, ist zwar hart, aber unumgänglich. Eine Neuausrichtung. Das Frauenteam und die Nachwuchsarbeit sollen in den Fokus gerückt werden. Wo die Männer in Zukunft aufschlagen werden, ist noch ungewiss. „Auf jeden Fall nicht ganz unten“, so Veith. Nach ehemaligen TTC-Spielern und jungen Nachwuchsleuten soll nun Ausschau gehalten werden, um das Männertischtennis nicht ganz im Sand verlaufen zu lassen.

Für TTC-Manager Jürgen Veith und den Verein bedeutet dies eine Menge Aufbauarbeit – und wohl auch in Zukunft die eine oder andere schlaflose Nacht.