Die Demo gegen TTIP in Berlin war beeindruckend. Wenn EU und deutsche Befürworter nicht besser und transparenter für das Abkommen werben, wird man es ausgerechnet im Land des Exportweltmeisters nicht durchsetzen, kommentiert Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Berlin - Es ist paradox: in dem Land, das wohl am meisten vom weltweiten Handel profitiert, dessen Unternehmen und Arbeitsplätze zu wesentlichen Teilen vom Export abhängen, ist der Widerstand gegen die nordatlantische Freihandelszone TTIP am größten. Gut 150 000 Menschen haben am Wochenende gegen die Verhandlungen zwischen der EU und den USA protestiert. Es zeigt sich: die Informationsoffensive der EU-Kommissarin Cecilia Malmström verfängt nicht.

 

Bis zu einem gewissen Punkt ist die Kritik der TTIP-Gegner berechtigt, zum Teil ist sie jedoch nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Diskussion. Dass es womöglich gesünder ist, Hühner vor dem Verzehr nach US-Art mit Chlor zu behandeln, passt nicht in jedes Weltbild. Und dass Konzerne ihre Interessen nicht mehr, wie anfangs kritisiert, in „Hinterzimmern“ durchsetzen können, sondern Streitigkeiten vor öffentlichen Schiedsgerichtshöfen ausgetragen werden sollen, hat sich offenbar noch nicht überall herumgesprochen.

Nach der Demonstration gilt: wenn EU und deutsche Befürworter nicht besser und transparenter für TTIP werben, wird es ausgerechnet im Land des Exportweltmeisters schwer, ein solches Abkommen durchzusetzen. Es gilt aber auch: mit Abschottung und Sorgen allein sind Arbeitsplätze und Wohlstand nicht zu halten.