In Tübingen und Reutlingen werden Pläne für die Umweltzone derzeit überarbeitet. Lokale Ideen stoßen dabei an ihre Grenzen.    

Tübingen - Von einer "Daueraufgabe" spricht Tübingens Regierungspräsident Hermann Strampfer bei der Fortschreibung der Luftreinhaltepläne für Tübingen und Reutlingen. "Die Umweltzonen werden uns auf lange Sicht begleiten", sagt der Behördenchef. Die Pläne würden immer wieder neu gefasst, um Feinstaub- und insbesondere Stickstoffdioxid-Grenzwerte in den Griff zu bekommen. Das gilt für alle 20 Umweltzonen im Land, denn an vielen Messstationen werden die Grenzwerte auch drei Jahre nach der Einführung der ersten Umweltzone nicht eingehalten.

 

In Stuttgart dürfen alle Diesel-Pkws mit roter Plakette bereits heute nicht mehr in die Innenstadt fahren, jene mit der gelben Plakette bleibt die Fahrt in die Landeshauptstadt vom 1. Januar 2012 an verwehrt. Die anderen Umweltzonen sollen zwölf Monate später folgen. Das heißt im Umkehrschluss, dass von 2013 an von Freiburg bis Heilbronn und von Ulm bis Karlsruhe die ausgewiesenen Zonen nur noch mit der grünen Plakette befahren werden dürfen. Von Ausnahmen wie dem H-Kennzeichen für Oldtimer einmal abgesehen.

Doch in diesen Luftreinhalteplänen - im Falle Tübingens immerhin 65 Seiten stark - geht es um weit mehr als um die Farbgebung der Plaketten. Sehr viele kleine und größere Eingriffe in den Straßenverkehr werden diskutiert und in konkrete Vorschläge zusammengefasst. Von Geschwindigkeitsbegrenzungen ist die Rede, mal soll das Maximaltempo von 60km/h auf 50 km/h reduziert werden, mal von 50 km/h auf 30 km/h. Mitunter gibt es Vorschläge für die Sperrung einzelner Straßen. Dies kann sich die Stadt Tübingen für die zentral gelegene Mühlstraße vorstellen.

Bürger können Einwände und Anregungen einreichen

Davon hält die Aufsichtsbehörde weniger, weil sich die Schadstoffe allenfalls lokal vermindern würden. Einige Pkws würden Umwege fahren müssen und somit mehr Schadstoffe ausstoßen - wenn auch an anderen Orten. Zudem tragen vor allem Busse in dieser wichtige Verkehrsachse der Stadt zu den an vielen Tagen zu hohen Schadstoffwerten bei. Dem Plan ist zu entnehmen, dass alle Busse der Flotte des Tübinger Stadtverkehrs bereits mit Rußpartikelfiltern ausgestattet sind. Weitere Möglichkeiten zur Abgasreduzierung der Stadtbusse sollen dennoch untersucht werden.

Dass solche Filter auch in die Dieseltriebwagen der Eisenbahngesellschaften Einzug halten, hat die Stadt Tübingen angeregt. Der Vorschlag wurde jedoch vom Regierungspräsidium verworfen. Zum einen gebe es dafür keine Rechtsgrundlage. Zum anderen wären die Folgen dieser Nachrüstung laut dem "Landesamt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg" (Lubu) vernachlässigbar gering.

Das sind nur wenige Beispiele, die in den Luftreinhalteplänen vor ihrer Verabschiedung derzeit abgewogen werden. Ganz aktuell liegen die überarbeiteten Luftreinhaltepläne im Regierungspräsidium, im Rathaus der Stadt Reutlingen und im Technischen Rathaus von Tübingen für jedermann zur Einsicht aus, sie lassen sich auch von der Homepage des Präsidiums (www.rp-tuebingen.de) herunterladen. Einwände und Anregungen der Bürger sollten in schriftlicher Form eingereicht werden. Auf Wunsch des Gemeinderates der Stadt Tübingen lädt das Regierungspräsidium am 12.Oktober (8 Uhr, Großer Sitzungssaal) zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein.

Regierungspräsident Hermann Strampfer sagt auch, dass man mit den lokalen Maßnahmen irgendwann an Grenzen stoße. Das belegt für Reutlingen das umfangreiche Gutachten eines Ingenieurbüros. Mehrere mögliche Vorgehensweisen hinsichtlich des Autoverkehrs wurden untersucht, die letztlich eines eint: Abgasreduktionen sind nach der Umsetzung dieser Pläne nur im Rahmen von einstelligen Prozentzahlen zu erwarten.