Felix Pflieger hat sich schon während des Maschinenbaustudiums mit einem Patent selbstständig gemacht und ist dafür unter anderem vom Sparkassengruppe mit dem Gründerpreis ausgezeichnet worden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Die Weichen für seine Karriere als Tüftler und Unternehmer sind vor ein paar Jahren wohl von einer Religionslehrerin gestellt worden. Drei Punkte in der mündlichen Prüfung am Schorndorfer Burg-Gymnasium waren zu wenig, um das Abitur zu bestehen. Im Nachhinein ist Felix Pflieger dafür fast dankbar: „Ich war zugegebenermaßen ziemlich faul – aber das hat mich wachgerüttelt.“ Der heute 25-Jährige, der mit seiner Familie in Rudersberg wohnt, hat die Hochschulreife im zweiten Anlauf nicht nur mit einer zwei vor dem Komma geschafft, sondern gelernt, dass man etwas tun muss, wenn man etwas erreichen möchte.

 

Das ewig dreckige Waschbecken

Das Maschinenbaustudium an der Aalener Hochschule sei naheliegend gewesen, weil er im Privaten schon immer gebastelt und getüftelt habe – nicht nur, damit das eigene Moped lief, sondern auch, wenn etwas nicht so funktionierte, wie er es sich vorstellte. Die Erfindung, die er sich patentieren ließ und die letztlich die Basis für seine Firmengründung wurde, entstand aus einer ähnlichen Motivation heraus. „Es hat mich schon immer gestört, dass unser Waschbecken eigentlich ständig dreckig war“, sagt Felix Pflieger.

Also lötete er Rohre zusammen, experimentierte mit Materialien und unterschiedlichen Versuchsanordnungen und entwickelte – vereinfacht gesagt – eine umlaufende,konstante Wasserströmung, die geeignet ist, ein Spülbecken ohne weiteres Zutun von Verschmutzungen zu reinigen.

Der Versuch, mit der Idee im eigens für solche Fälle geschaffenen Innovationszentrum der Stadt Aalen zu landen, scheiterte jedoch. Pflieger erinnert sich noch gut: „Ich bin da ziemlich abgeblitzt.“ Das allerdings stachelte seinen Eifer eher noch an. Er informierte sich, wie man eine Geschäftsidee als Student umsetzen kann und bewarb sich – erfolgreich – mit einem kleinen interdisziplinären Team auf ein entsprechendes Existenzgründer-Stipendium.

Patent für ein spezielles Strömungsprofil

Das ermöglichte ihm unter anderem, seine erste Patentanmeldung für das Strömungsprofil zu sichern. Denn er musste dabei nicht nur in die Registrierung beim Patentamt investieren, sondern auch in Sachen Fristen für Verlängerung und Verteidigung einiges an Lehrgeld zahlen. Aber vor allem ermöglichten die über das Stipendium bereitgestellten Finanzmittel, einen richtigen Prototyp für ein selbstreinigendes Küchenspülbecken zu bauen.

„Ich dachte dann: Den stelle ich einer einschlägigen Firma vor, und die Sache läuft“, sagt Pflieger heute und schmunzelt – denn das stellte sich als ziemlicher Trugschluss heraus. Wenn er nach hartnäckigem Klinkenputzen in der Branche überhaupt zu einer relevanten Unternehmensstelle vorgelassen wurde, war das Ergebnis nämlich stets das gleiche: Die Techniker waren von seiner Idee durchaus angetan, die Controller hingegen verwarfen sie als zu riskant und zu teuer in der Umsetzung.

Und auch von dem Firmennamen Next Basin musste er sich wieder verabschieden. Kurz vor dem Ende der Veröffentlichungsfrist meldete ein britischer Konzern Besitzansprüche an. Einen Rechtsstreit hätte sich Pflieger nie leisten können – und so beließ er es bei einer Variante mit seinem eher unverdächtigen Nachnamen.

Kurz vor der Aufgabe fügt sich alles

Allerdings brachten die ständigen Rückschläge ihn auch als Pflieger Solutions an den Rand der Aufgabe. Als er im April vergangenen Jahres kurz vor dem Hinschmeißen war, kam es jedoch zu einem Wendepunkt in Form eines unverhofften Kontakts. Pflieger hatte sich in dem Wissen, von einem Insider lernen zu müssen, mit Nachdruck um ein Gespräch mit Wilhelm Bruckbauer bemüht. Dieser hat sein Mitte der 2000er Jahre gegründetes Unternehmen Bora mit einem effektiven Kochfeldabzugssystem zu einem Branchentreiber entwickelt. Und weil Bruckbauer in Felix Pflieger möglicherweise sein Alter Ego erkannte, wurde ihm eine Gesprächszeit von einer Viertelstunde eingeräumt. Die nutzte der junge Existenzgründer offenkundig richtig. Denn der etablierte Firmenchef gewährte ihm nicht nur weitere Gelegenheiten als Mentor sondern auch die Möglichkeit, sein Spülbecken, das mittlerweile unter dem Namen „LASTREMA“ firmiert, auf seinem Messestand zu präsentieren. Das habe ihm großes Interesse beschert, sagt Pflieger, „auf einmal kamen sie alle“.

Auszeichnung mit dem Gründerpreis der Sparkasse

Außerhalb der Branche hatte es ein paar Monate zuvor bereits Anerkennung gegeben. Beim Gründerpreis der Baden-Württembergischen Sparkassen-Finanzgruppe landete Pflieger Solutions mit seinem Umlaufbecken, das laut Laudatio „hohen Hygienestandards gerecht“ werde, auf einem vierten Platz. Und erst vor wenigen Tagen heimste die Erfindung einen German Innovation Award 2023 ein.

Mit einer Kleinserie von 30 Stück sind Pflieger und seine mittlerweile sieben Mitarbeiter, die ihre Büros im Innovationszentrum auf dem Campusgelände der Hochschule Aalen bezogen haben, jetzt in eine heiße Phase gegangen, wie es der Firmengründer selbst beschreibt. Ein größerer Spülenhersteller habe starkes Interesse, „LASTREMAS“ in einem hochwertigen Ensemble zur Serienreife zu bringen.

Das wäre auch absolut in Felix Pfliegers Interesse, denn er sieht seine kleine, feine Firma mehr als Entwickler und Ingenieurdienstleister denn als Produktionsunternehmen. Zumal er parallel dabei ist, sein zweites Patent, eine Kombination aus Abwassertrennung und Müllhäcksler, bereit für den europäischen Markt zu machen und zusammen mit dem Wörnitzer Unternehmen HyperDES an einem System zur automatischen Desinfektion von Siphons feilt.

Weitere Informationen

Im Internet unter:
www.lastrema.com