Türkisch lernen in der Türkei: Die Worte sind ungewohnt, die Grammatik ist fremdartig und rätselhaft.

Die sprachlichen Basics des Urlaubslandes zu beherrschen, ist für mich Ehrensache. Bitte, danke und hallo in der jeweiligen Landessprache? Klar doch! No problem. Wörterbuch und Sprachführer stets griffbereit, polyglott und flott, so gefällt es mir.

 

Meine erste ernsthafte Begegnung mit der türkischen Sprache holt mich jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück. Von wegen "no problem". Die Worte sind ungewohnt und sperrig, die Grammatik ist fremdartig und rätselhaft. Nichts kann ich mir merken, keine Wortbedeutung lässt sich erschließen.

Sprachwissenschaftlich eine klare Sache: Türkisch gehört nicht zu den indoeuropäischen Sprachen. Verwandtschaft mit Französisch, Italienisch oder Spanisch? Ähnlichkeit mit Englisch oder Deutsch? Fehlanzeige!

Frustriert über die Erfolglosigkeit des Selbststudiums, aber fasziniert von den Eigenheiten der türkischen Sprache will ich es genau wissen. Mein Plan: Türkisch lernen in der Türkei. Eine Schule ist schnell gefunden: Tömer, Teil der Uni Ankara, gehört zu den renommierten Anbietern von Sprachunterricht. Ich buche zwei Wochen Intensivkurs, Kursort Izmir, Unterbringung – wenn schon, denn schon – in einer türkischen Familie.

Zu Hause absolviere ich einen Einstufungstest, den ich per E-Mail nach Ankara schicken muss. Einige Tage vor Abflug sind die Gastgeber telefonisch über die Ankunftszeit zu informieren – natürlich auf Türkisch! Noch in Deutschland umfängt mich landestypische Gastfreundlichkeit: Ein türkischer Bekannter aus Stuttgart organisiert über seine Schwester in Izmir einen privaten Transfer vom Flughafen zur Gastfamilie. Die Landung ist weich, die Aufnahme herzlich.

Meine Gastgeberin, Birgül, ist pensionierte Türkisch-Lehrerin, alleinstehend und nur wenige Jahre älter als ich. Als ich schließlich erfahre, dass ich meinen täglichen Schulweg per Schiff zurücklegen kann, ist klar, dass ich mit meinem Sprachurlaub einen echten Volltreffer gelandet habe! Tatsächlich gehören die morgendlichen Fahrten zur Schule mit dem "Vapur", bei denen ich – ein Gläschen Tee in der Hand – das Panorama der Stadt an mir vorbeiziehen lasse, zu den besonderen Glücksmomenten meiner Reise.

Mein erster Schultag ist aufregend, ich muss einen weiteren Einstufungstest absolvieren. Doch meine Prüferin ist locker, die Einstufung in Kurs 2 der Grundstufe (Elementare Sprachverwendung) passt. Meine Klasse besteht aus neun Personen. Die Nationalitäten sind bunt gemischt, die Altersstufen auch. Kontakte ergeben sich schnell. Ich allerdings bin der einzige Feriengast im Kurs. Wer bei Tömer Türkisch lernt, ist meist kein Tourist. Viele junge Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion suchen ihr Lebensglück in einer schnellen Heirat in der Türkei und lernen hier die Sprache ihrer neuen Familie.

Vedat, unser Lehrer, bietet ein professionelles Sprachtraining voller Tempo, Abwechslung und Spaß. Wortschatzübungen, Grammatiktraining und Rollenspiele, Sprechen, Lesen und Hörverständnis, Umgangssprache und, zur Freude aller, immer wieder blumige Redewendungen und deftiges Straßentürkisch. Ein lebendiger Unterricht vom Feinsten. Dört dörtlük – absolut perfekt! Unterricht von 9 bis 13 Uhr, viele Hausaufgaben und: Vokabeln satt. Schulbankdrücken statt Sonnenbaden. Doch nachmittags und abends bleibt immer noch Zeit für einen Bummel über den Basar, ein Schwätzchen im Café und "Leute gucken" am Kordon, Izmirs kilometerlanger Uferpromenade. Badeorte sowie Ausgrabungsstätten wie Ephesus und Pergamon sind nur etwa anderthalb bis zwei Stunden von Izmir entfernt und mit Bussen leicht erreichbar. Unterricht und Urlaub in einem: "Bir tasla, iki kus" (Mit einem Stein zwei Vögel). Wie schön!

Die Leserreise Die Leserin: Hille Franke, 52, wohnt in Filderstadt. Nach einigen Jahren als Schauspielerin am Theater hat sie unter anderem Germanistik und Romanistik studiert und arbeitet nun in Stuttgart in einer Arztpraxis. Sie ist bekennender Türkeifan.

Die Reise: Unsere Leserin hat eine Sprachreise in die Türkei über http://www.eurosprachreisen.de gebucht. Für den zweiwöchigen Sprachkurs in Izmir, die private Unterbringung mit Halbpension und den Hin- und Rückflug hat sie 920 Euro bezahlt. Eine Buchung ist auch über http://www.tomer.ankara.edu.tr möglich.

Türkisch-Kurse finden das ganze Jahr über statt. Kursorte sind unter anderem Ankara, Istanbul, Izmir und Antalya. Ein vierwöchiger Intensivkurs kostet bei direkter Buchung – je nach Kursort – zwischen 260 und 380 Türkische Lira (etwa 120 bis 180 Euro).