Die verweigerte Arbeitserlaubnis für deutsche Journalisten belastet das deutsch-türkische Klima, meint StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Die Türkei hat den deutschen Journalisten Thomas Seibert und Jörg Brase die Arbeitserlaubnis verweigert. Brase leitet das ZDF-Büro in Istanbul, Seibert schreibt für den Berliner „Tagesspiegel“ und andere Medien, darunter die Stuttgarter Zeitung. Die Verweigerung nach 20 Jahren Korrespondententätigkeit – man muss es leider sagen – ist kein ungewöhnlicher Vorgang. Im vergangenen Jahr traf ein solches Verdikt bereits unter anderem den Türkei-Korrespondenten des „Spiegels“. Der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel war gar ein Jahr lang inhaftiert, bevor er wieder frei kam, von Repressalien gegen türkische Medien ganz zu schweigen.

 

Doch das macht die aktuelle Entscheidung aus Ankara nicht besser, im Gegenteil. Die Türkei, das zeigt jede dieser Entwicklungen mehr als deutlich, begreift die Presse – ein konstitutives Element freier Demokratien – als Gegner, den es zu beschränken und wenn nötig auch auszuschalten gilt. Trotz vereinzelter Anzeichen einer Verbesserung des deutsch-türkischen Verhältnisses in den vergangenen Monaten drängt sich jetzt wieder der Eindruck auf, das Land befinde sich auf einer schiefen Ebene und bewege sich in Richtung Autokratie. Allen, die sich bemühen, zu einem bilateralen Verhältnis zu gelangen, wie es vor dem Putschversuch 2016 bestand, ist Ankara in den Rücken gefallen – wieder einmal.