Bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei hat Recep Tayyip Erdogan in Baden-Württemberg erneut bessere Werte erzielt als in der Türkei.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Nach den bisher vorliegenden Zahlen hat Recep Tayyip Erdogan bei den Deutschtürken in Baden-Württemberg erneut einen deutlich höheren Rückhalt als im eigenen Land. Nach Auszählung von knapp 97 Prozent der Stimmen aus dem ganz Württemberg umfassenden Wahlbezirk Stuttgart hat der türkische Präsident hier 68,8 Prozent erhalten. Das wäre nochmals mehr als beim Verfassungsreferendum, als Erdogan 66,3 Prozent der Stimmen erreichte.

 

Bei der Parlamentswahl erreichte das Wahlbündnis des Präsidenten nach jetzigem Stand im Bezirk Stuttgart 69 Prozent der abgebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag hier mit 55,2 Prozent noch deutlich über dem Wert von 51,3 Prozent beim Referendum.

Im badischen Landesteil, wo in Karlsruhe gewählt wurde, ist das Ergebnis nicht so ausgeprägt. Hier waren am Montag um die Mittagszeit 89 Prozent der Stimmen ausgezählt. Danach kommt der türkische Präsident dort auf 63,5 Prozent der Stimmen, sein Wahlbündnis auf 62,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,6 Prozent.

Die Rechnung ist aufgegangen

Insgesamt waren in Baden-Württemberg rund 243 000 Deutschtürken wahlberechtigt, knapp 150 000 in Württemberg, 93 000 in Baden. In der Landeshauptstadt waren laut Stadt von den rund 30 000 Deutschtürken rund 17 600 stimmberechtigt.

„An diesen Zahlen wird sich nicht mehr viel ändern“, sagt Caner Aver vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) in Essen, der einen Zugang zu den laufenden Ergebnissen der Auszählung hat. „Erdogans Rechnung ist aufgegangen“, sagt er. Wegen der kurzfristig vorgezogenen Neuwahl „hat die Opposition nur zwei Monate Zeit gehabt, sich aufzustellen“, so Aver.

Und dem türkischen Präsident sei es offenkundig gelungen, mit seiner „chauvinistischen Rhetorik“ gerade die Deutschtürken zu erreichen. Auch in Württemberg handle es sich um Menschen, die aus ländlichen Regionen der Türkei zugezogen seien und die zu einem guten Teil konservativ und religiös eingestellt seien.