War das Massaker an den Armeniern durch das Osmanische Reich ein Völkermord? Die türkische Gemeinde in Deutschland bezeichnet die entsprechende Resolution im Bundestag als „Politshow“.

Stuttgart - Die Türkische Gemeinde sieht die geplante Armenien-Resolution des Bundestages als „Politshow“ mit negativen Folgen für das deutsch-türkische Verhältnis. „Durch die Resolution wird eine historische Frage mit der Tagespolitik vermischt, die zunächst wissenschaftlich aufgearbeitet werden müsste“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Gökay Sofuoglu, in Stuttgart. Bei der Resolution geht es um die Einstufung der Massaker an den Armeniern durch das Osmanische Reich als Völkermord.

 

Juristisch und historisch sei das Thema zu wenig beleuchtet, betonte Sofuoglu. Eine Resolution werde auch die Beziehungen zwischen Deutschen und Deutsch-Türken negativ beeinflussen. Auch die Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei und die Flüchtlingspolitik werde sie nicht gerade erleichtern.

Zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Menschen getötet

Bei Massakern an den Armeniern 1915 kamen Schätzungen zufolge zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Angehörige der christlichen Minderheit im Osmanischen Reich ums Leben. Die Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reichs bedauert das, bestreitet aber, dass es sich um Völkermord handelte. Die türkische Regierung hat den Bundestag mehrfach vor der geplanten Resolution gewarnt.

Der Armenisch-Akademische Verein 1860 sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland forderten die Bundesregierung dagegen auf, die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord anzuerkennen. Der Verein hält die „Anerkennung dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ für längst überfällig.