Recep Tayyip Erdogan setzt offenbar auf die Wiedereinführung des Hanf-Anbaus in Türkei. Der Präsident riss das Thema in den vergangenen Wochen mehrfach bei seinen Reden an.

Istanbul - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat ein neues Steckenpferd - die Wiedereinführung des Hanf-Anbaus in der Türkei. In gleich mehreren präsidialen Reden tauchte die Pflanze in den vergangenen Tagen auf. Am Freitag ging Erdogan ins Detail: „Ich bin aus Rize. In Rize wurde einst Hanf hergestellt. Es wurden sogar Unterhemden daraus gemacht, denn die Schweißabsorption ist auf hohem Niveau“, sagte er vor Parteimitgliedern in Ankara. Sein Hauptargument aber war, dass sich aus Hanffasern Einkaufstaschen machen lassen.

 

Hintergrund: Seit dem 1. Januar kosten Plastiktüten in türkischen Supermärkten und anderen Läden Geld - 25 Kurus (etwa vier Cent) zahlen die Einkäufer nun. Das soll nach und nach den hohen Tütenverbrauch und damit die Umweltverschmutzung reduzieren. Man werde nun „Millionen Stofftaschen und Netze“ produzieren, um sie ans Volk zu verteilen - vor allem im Wahlkampf. Im März stehen Kommunalwahlen an.

Anekdote aus der Kindheit

Plastik sei „schlimm“, denn es zersetze sich in Hunderten von Jahren nicht, sagte der Präsident. Zur Motivation hatte er eine weitere persönliche Anekdote parat: „Mein Mütterchen hat selbst zu Hause Netzfäden gemacht, und mit diesem Netz haben wir unsere Einkäufe erledigt. Wenn sie schmutzig waren, haben wir sie gewaschen und wieder verwendet. Dahin kehren wir jetzt zurück.“

Die oppositionelle Nachrichten-Webseite Diken hatte allerdings am Donnerstag berichtet, dass von der neuen Tütenregelung nicht nur die Umwelt profitiere, sondern auch das Präsidialamt. 15 der 25 Kurus pro Tüte flössen dorthin. In dem Bericht kritisiert die Vizechefin der Oppositionspartei CHP, Gülizar Bicer Karaca, dass das Amt so im Jahr das Mehrfache vom Budget des Umweltministeriums verdiene.