Teilnehmer einer AfD-Kundgebung in Kornwestheim attackieren eine deutsch-türkische Fernsehjournalistin, weil sie ihnen angeblich zu nahe kam. 

Kornwestheim - Die Angriffe passieren, als Candan S. durch die Menge läuft und filmt. Die Journalistin türkischer Herkunft macht Aufnahmen der AfD-Kundgebung am Samstagmittag auf dem Kornwestheimer Marktplatz, will Menschen im Publikum interviewen. Doch plötzlich greifen Hände nach ihrem Objektiv, drücken die Kamera weg. S. bekommt wütende Worte und Beschimpfungen zu hören. Unbekannte stoßen und schubsen sie, schließlich trifft sogar ein Ellenbogen die junge Fernsehjournalistin im Nacken. Kurz darauf ist die Pressevertreterin nicht nur sichtlich aufgelöst, sondern auch von Polizisten umringt. Sie schildert den Beamten, was geschehen ist. Die Polizei verbucht den Angriff als „versuchte Körperverletzung“ und hat im Verlauf der Demonstration ein Auge auf die Redakteurin, die für einen „ZDFzeit“-Beitrag in Kornwestheim dreht.

 

„Sie wurde angegangen“, berichtet auch der Ludwigsburger Polizeisprecher Peter Widenhorn. Es habe Unstimmigkeiten gegeben. Einige Teilnehmer der Demonstration hatten das Gefühl, die Journalistin trete zu forsch auf, die Kamera komme ihnen zu nahe – und so werde ihr Recht am eigenen Bild verletzt. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Candan S., die schon seit ihrer Geburt in Deutschland lebt, sie sei sicher, dass die Angriffe auch mit ihrer türkischen Herkunft zusammenhängen. Schon zuvor sei sie verbal angegangen worden, als sie versucht habe, Demoteilnehmer zu interviewen.

Tätlichkeiten gegen die Presse

Die Polizei setzt schließlich auch die Organisatoren der AfD-Demonstration ins Bild. Der Hauptredner und Ludwigsburger AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hess wendet sich daraufhin ans Publikum. Es habe „Tätlichkeiten gegen die Presse gegeben.“ Das gehe natürlich nicht, sagt Hess, bevor er weiter gegen den Bau der Ditib-Moschee in Kornwestheim redet. Die AfD will hier den Neubau der Türkisch-Islamischen Gemeinde an der Sigelstraße verhindern, rund 200 Menschen sind ihrem Aufruf gefolgt. Ihnen gegenüber stehen nach Polizeiangaben etwa 150 Gegendemonstranten, vorwiegend aus dem linken Spektrum.

Generell seien die Versammlungen weitgehend friedlich verlaufen, das Einsatzkonzept aufgegangen, heißt es hinterher von Seiten der Polizei. Allerdings sei es zu Beginn der Kundgebung zu Rangeleien zwischen Teilnehmern der Gegendemonstration und Polizeikräften gekommen. Während der Versammlungen registrierte die Polizei noch zwei Sachbeschädigungen und einen Verstoß gegen das Waffengesetz. Später gab es in der Innenstadt noch einen Angriff von Vermummeten auf Teilnehmer der AfD-Demonstration, hier verzeichnete die Polizei einen leicht Verletzten und nahm zwei Tatverdächtige vorläufig fest.