Immer wieder unterschätzen Lkw-Fahrer die Höhe von Brücken und Tunnels. Das hat dann schwer wiegende Folgen. Nun hat es wieder mal den Tunnel der B 27 a bei Stammheim getroffen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Mehrere Zehntausend Euro Schaden, ein Leichtverletzter und ein gesperrter Tunnel: Dies sind die Folgen eines spektakulären Unfalls am Donnerstagmorgen im Tunnel der Bundesstraße 27 a zwischen Stammheim und Kornwestheim. Ein Lkw-Fahrer hatte gegen 7.20 Uhr offenbar die Höhe der Tunneldecke überschätzt – und blieb mit seinem geladenen Gabelstapler hängen. Für die Bergungsarbeiten musste der Tunnel zeitweise gesperrt werden.

 

Der 57-Jährige war mit seinem 7,5-Tonner auf der Bundesstraße in Richtung Kornwestheim unterwegs, als der Stapler bei der Einfahrt in den Tunnel am Portal hängen blieb. Die Decke ist an dieser Stelle 4,50 Meter hoch. Die Arbeitsmaschine wurde von der Ladefläche gerissen und krachte auf die Straße – sehr zum Pech eines entgegenkommenden Lastwagenfahrers. Der 46-Jährige versuchte eine Vollbremsung – prallte dann aber doch gegen Teile des Gabelstaplers. Der Brummifahrer wurde leicht verletzt. Während der Unfallaufnahme und der Absperrmaßnahmen der Polizei kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Land denkt über Höhenwarnanlage nach

Der Tunnel bei Stammheim scheint regelmäßig falsch eingeschätzt zu werden. Erst im Herbst 2016 hatte das Tunnelportal aufwendig saniert werden müssen – nachdem ein Sattelzug eines Volksfestwirts am 8. August 2016 die Decke demoliert hatte. Der völlig zerstörte Portalträger musste geradegebogen und mit Eisen verstärkt werden, dazu mussten 21 Querträger mit Betonersatz wiederhergerichtet, demolierte Lampen ersetzt, die Elektrik wieder instand gesetzt werden. Die Sanierung, die bis Oktober dauerte, kostete rund 100 000 Euro.

Auch beim jüngsten Unfall gab es wieder Schäden – allerdings dürften die sich vergleichsweise in Grenzen halten. Freilich hatte die Gabel des Staplers reichlich Beton ausgeschlagen. Wie aufwendig die Reparaturarbeiten sein werden, ist noch unklar.

Für das Regierungspräsidium Stuttgart ist die Karambolage allerdings ein Alarmsignal. „Nachdem die Unfallfolgen beseitigt sind, prüfen wir, ob wir eine Höhenwarnung anbringen werden“, sagt die Sprecherin Saskia Becker auf Anfrage. Weil dafür aber auch entsprechend Warnanlagen gebaut werden müssten, sei erst einmal ein Besichtigungstermin an Ort und Stelle notwendig. „Dabei wird geprüft, ob eine Errichtung auch technisch realisierbar ist“, so die Sprecherin des Regierungspräsidiums. „Dazu müssen wir auch Gespräche mit der Verkehrsbehörde und der Polizei führen“, sagt Saskia Becker. Über mögliche Kosten wurden keine Angaben gemacht.

Ständige Karambolagen in Weinstadt

Dabei gibt es in Stuttgart und der Region zahlreiche Stellen, bei denen Höhenwarnanlagen ganz nützlich wären – nimmt man allein die Unfälle der letzten Tage und Wochen. In Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) beispielsweise hatte es Ende Dezember an zwei Tagen hintereinander an der Unterführung der Cannonstraße gekracht. Zwei Lkw-Fahrer im Alter von 30 und 54 Jahren hatten jeweils die Höhenbeschränkung missachtet und die Brücke gerammt. Dabei entstand ein Schaden von mehreren Zehntausend Euro. An derselben Stelle hatten mehrere Monate zuvor auch zwei Lkw-Fahrer im Alter von 23 und 35 Jahren nicht aufgepasst und mit ihren Lkw insgesamt 15 000 Euro Schaden angerichtet. In Magstadt (Kreis Böblingen) hatte ein 32-jähriger Lkw-Fahrer nicht berücksichtigt, dass sein Fahrzeug um 15 Zentimeter zu hoch war – und sich den kompletten Aufbau abgerissen.

Auch in Stuttgart werden Brücken falsch eingeschätzt. So blieb im Juli ein 37-jähriger Lkw-Fahrer in einer Unterführung in der Biklenstraße in Untertürkheim hilflos stecken. Der Planenaufbau seines Lkw war 40 Zentimeter höher als erlaubt. Der Fahrer kam mit dem Schrecken davon – dem Schrecken über 50 000 Euro Schaden.