Der 40-Tonner, der auf der A 8 verunglückt ist, hat Teile der Tunnelbaustelle mitgerissen. Die Reparaturarbeiten könnten sich noch länger hinziehen. Mit Staus ist zu rechnen.

Denkendorf - In einer aufwendigen Rettungsaktion hat ein Großaufgebot der Feuerwehr in der Nacht auf Mittwoch nach einem Unfall auf der A 8 beim Rasthof Denkendorf (Kreis Esslingen) einen Lastwagenfahrer geborgen. Der 40-Jährige war gegen 0.50 Uhr im Bereich der Tunnelbaustelle für die Bahnstrecke nach Ulm von der Straße abgekommen.

 

Die Unfallursache steht immer noch nicht fest

Laut der Polizei war er in Fahrtrichtung München aus nach wie vor ungeklärter Ursache in einer Linkskurve geradeaus gefahren. Der Sattelschlepper durchbrach die Baustellenabsperrung aus Beton, fuhr über eine abfallende Böschung und stürzte mehrere Meter tief in die Tunnel-Baugrube. Der Lastwagen verkeilte sich dann zwischen einer Stützmauer und dem Bauschacht – was verhinderte, dass der Lastwagen völlig in die 13 Meter tiefe Grube hinabstürzte. Der Fahrer wurde im Führerhaus eingeklemmt. Der schwer verletzte 40-Jährige konnte erst nach Stunden befreit werden, gegen 4.30 Uhr wurde er vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.

Die Feuerwehren aus Neuhausen und Ostfildern, die zuerst an der Unfallstelle waren, forderten für die komplizierte Bergung den Kranwagen der Stuttgarter Flughafenfeuerwehr an. Um die Sicherheit der Einsatzkräfte nicht zu gefährden, stabilisierte die Feuerwehr das Unfallfahrzeug zunächst mit einem Rüstwagen. Danach seilten sich Höhenretter der Neuhausener Feuerwehr ab und konnten Kontakt mit dem Lastwagenfahrer aufnehmen, der trotz seiner schweren Verletzungen ansprechbar war.

Sturmböen erschweren die Bergung des Wracks

Der Einsatzleiter entschied dann, den mit Zubehörteilen für den Kraftfahrzeugbau beladenen 40-Tonner vorsichtig anzuheben und einige Meter nach hinten zu ziehen. Nachdem dies gelungen war, konnte der Fahrer aus der Kabine geholt werden. Dazu entfernte die Feuerwehr zunächst die Fahrertür und drückte dann mit einem Rettungszylinder das Fahrerhaus auseinander. Die Bergung des Lastwagens, die der Sturm noch erschwerte, war erst am Nachmittag kurz vor 14 Uhr beendet.

Die Polizei schätzt den Schaden am Lastwagen auf etwa 110 000 Euro. Für die Dauer der Bergung wurde die Autobahn gesperrt. Der Verkehr wurde an der Anschlussstelle Esslingen ausgeleitet und bei Wendlingen wieder auf die Autobahn geführt. Erhebliche Verkehrsbehinderungen – auch auf der Umleitungsstrecke – waren die Folge, der Verkehr staute sich auf der A 8 bis zu sieben Kilometer.

Die rechte Spur muss für Reparaturarbeiten gesperrt bleiben

Einen Schaden habe es auch an der Tunnelbaustelle gegeben, berichtet der Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, Jörg Hamann. Bei dem Unfall sei ein Teil eines Längsverbaus weggerissen worden. Diese Konstruktion dient der Sicherung der Fahrbahn sowie der Baustelle, die dieser Tage der Ferien wegen verwaist ist. Sie verhindert, dass Erde in die Baugrube rutscht. Der Verbau werde jetzt erneuert, dafür müsse der rechte Fahrstreifen auf einer Länge von rund 200 Metern gesperrt werden. Diese Arbeiten, so Jörg Hamann, könnten sich bis Freitag hinziehen. Die mittlere und die linke Spur hingegen sind am Mittwoch gegen 15.30 Uhr wieder freigegeben worden. Zwar seien Betriebsstoffe ausgelaufen, die Tunnelkonstruktion sei nach dem ersten Augenschein aber nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Mit Verzögerungen der Tunnelarbeiten, die am Montag wieder aufgenommen werden, rechnet der Projektsprecher nicht.

Immer wieder kommt es auf den Autobahnen der Region zu schweren Unfällen, an denen Lastwagen beteiligt sind. Vor einem Monat beispielsweise prallte auf der A 81 bei Herrenberg (Kreis Böblingen) ein Sattelzug auf einen anderen Lastwagen. Auch dabei wurde der Fahrer eingeklemmt und schwer verletzt. Ein weiterer schwerer Unfall hatte sich zuvor im Juni auf der A 8 bei Gruibingen (Kreis Göppingen) ereignet. Ein Fahrer hatte ein Stauende übersehen, zwei Lastwagen gingen in Flammen auf. Im Jahr 2016 war die Zahl der Unfälle mit Lastwagen in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent auf knapp 15 000 Unfälle leicht gestiegen.

Notbremsassistenten können Unfälle vermeiden helfen

Übermüdung, Ablenkung und zu geringer Abstand gehören zu den häufigsten Unfallursachen. Große Hoffnungen knüpfen sich an die Einführung von Notbremsassistenten, die seit drei Jahren bei Neuzulassungen EU-weit vorgeschrieben sind. Dieses automatische Sicherheitssystem bremst die Geschwindigkeit herunter – bei modernen Anlagen sogar auf Null. Bis alle Lastwagen ab acht Tonnen mit diesen Assistenten ausgerüstet sind, werden allerdings noch Jahre vergehen.