Turbulenzen bei Vitesse Arnheim Wie geht’s weiter für Rüdiger Rehm und Timm Fahrion?

Cheftrainer Rüdiger Rehm (li.), Timm Fahrion: Schwierige Zeiten. Foto: Imago

Vitesse Arnheim befindet sich in einer der dunkelsten Phasen seiner Vereinsgeschichte. Mittendrin im Gerangel um die Lizenz sind zwei Trainer aus Württemberg.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Rüdiger Rehm kommt sich manchmal vor wie im falschen Film: „Die Situation ist schon sehr kurios. Dass ein Verein so auseinander genommen wird, würde man in Deutschland nie erleben.“ Seit dem 1. Juli steht der langjährige Trainer der SG Sonnenhof Großaspach beim niederländischen Zweitligisten Vitesse Arnheim unter Vertrag. Ihm assistiert Timm Fahrion. Der gebürtige Esslinger war von 2012 bis 2017 Nachwuchscoach bei den Stuttgarter Kickers, bis zum Sommer trainierte er die U19 des 1. FC Heidenheim.

 

Auch Letsch trainierte Vitesse

Beide können nichts dafür, doch sie sind direkt betroffen von einem der dunkelsten Kapitel der Arnheimer Fußballgeschichte. Nach 35 Jahren war Vitesse im Sommer 2024 aus der Eredivisie abgestiegen. Dem Traditionsclub, den auch schon der Esslinger Thomas Letsch (2020 bis 2022/jetzt RB Salzburg) trainierte, wurden 18 Punkte abgezogen.

Vorwurf der Intransparenz

Der Grund: Wiederholte Verstöße gegen die Lizenzbedingungen, dem Verein wird Intransparenz vorgeworfen, Investorenanteile seien hin- und hergeschoben worden, heißt es. Hinzu kommt offenbar ein Schuldenberg von 14 Millionen Euro. Auch in der zweiten Liga wurde man Letzter, wieder wegen Punktabzügen. Doch sportlich absteigen kann man aus dieser Spielklasse in den Niederlanden laut Reglement gar nicht. Ausnahmen sind die zweiten Mannschaften, von denen maximal vier zugelassen sind.

Für einen neuen Anlauf holte Vitesse im Sommer Rehm und Fahrion, auch der frühere Kickers-Nachwuchstrainer Yannick Dreyer (Mainz 05, U16) war im Gespräch. Doch einen Tag vor dem ersten Spieltag wurde die Lizenz entzogen. Der niederländische Fußballverband KNV entschied, dass die unter Vertrag stehenden Spieler ohne Ablösesumme wechseln können. Die allermeisten machten logischerweise von dieser Möglichkeiten Gebrauch.

Rehm spielte zusammen mit Unsöld

Darunter im übrigen auch Stürmer Samuel Unsöld, der jetzt bei Regionalligist Stuttgarter Kickers untergekommen ist. „Ein typischer Stoßstürmer mit Perspektive, den in der Vorbereitung eine Leistenverletzung zurückgeworfen hatte“, sagt Rehm über seinen Kurz-Neuzugang vom FC Bayern München II. Die Verbindung bestand über Unsölds Vater Oliver, mit dem Rehm einst beim SSV Reutlingen zusammenspielte. Auch Fahrion kannte den 20-Jährigen aus den A-Junioren-Duellen mit Heidenheim gegen den FC Bayern.

Mit rund einem Dutzend Spieler, darunter einigen U-23-Akteuren, trainierte Rehm weiter. In der Hoffnung, dass es doch noch irgendwie weitergeht. Diese Hoffnung hat sich an diesem Mittwoch erfüllt. Vier Wochen nach dem Lizenzentzug hat Vitesse vor dem Berufungsgericht Arnheim-Leeuwarden per Eilverfahren eine Aussetzung des Lizenzentzugs bewirkt. Das Hauptverfahren laufe zwar noch, aber bis zu einem Urteil, solle dem Club die Lizenz erteilt werden.

„Wir haben das mit sehr großer Freude aufgenommen und haben nun viel, viel Arbeit vor uns, um schnell eine Mannschaft aufzubauen“, sagt Fahrion. Das Problem: In der zweiten niederländischen Liga hat der Spielbetrieb längst begonnen – ohne Vitesse. Vier Partien sind absolviert, am 12. September beginnt der fünfte Spieltag der Keuken Kampioen Divisie.

„Da wollen wir mit der Partie beim Nachwuchsteam von AZ Alkmaar einsteigen, und wir gehen davon aus, dass wir die ausgefallenen Spiele nachholen können“, sagt Fahrion. Und Rehm ergänzt: „Es hängt so viel daran – auch für unsere Nachwuchsakademie. Dort bilden wir 200 Kinder und Jugendliche aus, darunter sind auch einige Jugend-Nationalspieler“, sagt der gebürtige Heilbronner, der auch schon den SV Waldhof Mannheim, Arminia Bielefeld, den FC Ingolstadt und den SV Wehen Wiesbaden trainierte. Arnheim ist seine erste Auslandsstation.

Weitere Themen