Im Zuge seines Machtkampfs steht der schwer kriselnde VfB Stuttgart erneut vor turbulenten Tagen. Noch in dieser Woche werden Antworten auf einige der drängendsten Fragen erwartet.

Stuttgart - Was noch alles auf den VfB Stuttgart zukommt, weiß der Fußball-Bundesligist nicht mal selbst. Bis spätestens Mittwoch müsste die Einladung zur Mitgliederversammlung am 18. März verschickt werden. Aber ob sie überhaupt an diesem Tag stattfinden kann? Ist unklar. Ob Präsident Claus Vogt sich dort erneut zur Wahl stellen darf? Ebenfalls unklar. Welche Folgen die mit Spannung erwartete juristische Bewertung des Abschlussberichts zur Datenaffäre vielleicht auch für hochrangige VfB-Mitarbeiter hat? Kann ebenfalls noch niemand sagen. In dieser Woche wird es erste Antworten geben. Der schwer kriselnde Club steht also erneut vor turbulenten Tagen.

 

Zur Ruhe kommt der VfB schon längst nicht mehr. Erst am Montag kündigte Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter Stefan Brink erneut an, dass den Verein wegen der Datenaffäre „ein spürbares Bußgeld“ erwarte. Parallel zu Brink hatte im Auftrag des VfB zuletzt auch mehrere Wochen die Kanzlei Esecon untersucht, ob von 2016 bis 2018 auf Anweisung von Führungskräften des Vereins massenhaft Mitgliederdaten an Dritte weitergegeben worden waren. Nachdem Esecon dem Club Anfang vergangener Woche den Abschlussbericht zur Untersuchung vorgelegt hatte, dauerte es nur wenige Tage, bis der „Spiegel“ aus dem vertraulichen Papier zitierte.

Welches sind die juristischen Schlüsse?

Das machte die Lage nicht gerade besser. Im Gegenteil: Laut Esecon sollen Vorstand und Präsidium „nachhaltig“ Einfluss auf die Ermittlungen genommen haben. So hätten die Präsidiumsmitglieder Bernd Gaiser und Rainer Mutschler „zahlreiche Versuche“ unternommen, Esecons Mandat zu beschneiden. Dies habe „erhebliche Verzögerungen des Untersuchungsablaufs“ verursacht. Dagegen wehrt sich die Vereinsführung.

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„Wir haben die Untersuchung nicht verzögert, ganz im Gegenteil“, sagte Gaiser der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass von Esecon zu Projektbeginn ein Angebot mit einem Vorgehenskonzept und einem Zeitplan vorgelegt wird und Vertragsanpassungen im Laufe des Projektes vor einer Unterzeichnung angemessen geprüft werden.“ Er habe Esecons Interesse an einem großen und langen Projekt in Frage gestellt und „im Sinne des Vereins für eine schnelle und intensive Aufklärung mit hundertprozentiger Sorgfalt argumentiert.“ Auch Mutschler weist die Vorwürfe „entschieden zurück“.

Die Frage ist nun, welche juristischen Schlüsse sich aus dem Abschlussbericht ziehen lassen. Vorstandschef Thomas Hitzlsperger hat den Esecon-Bericht bereits an eine Anwaltskanzlei übergeben, deren arbeitsrechtliches Gutachten dem VfB womöglich noch diese Woche vorgelegt wird. Sollte sich herausstellen, dass noch heute im Verein tätige Führungskräfte maßgeblich in die Datenaffäre involviert waren, könnten personelle Konsequenzen folgen. Möglicherweise wird auch erst nach Vorliegen dieses Gutachtens darüber entschieden, ob Präsident Vogt erneut zur Wahl zugelassen wird.

Claus Vogt hatte Datenaffäre früh zur Chefsache erklärt

Der Amtsinhaber hatte die Aufklärung der Datenaffäre früh zur Chefsache erklärt, durch den öffentlich eskalierten Machtkampf mit Hitzlsperger gilt er mittlerweile als isoliert - spätestens nachdem er gegen den Willen seiner Präsidiumsmitglieder Gaiser und Mutschler erklärt hatte, die für den 18. März geplante Mitgliederversammlung in den September schieben zu wollen. Der für die Nominierung der Präsidentschaftskandidaten zuständige Vereinsbeirat wird sich genau überlegen, ob er Vogt erneut zur Wahl zulässt.

Sollten durch das juristische Gutachten seine Widersacher wie Gaiser oder Mutschler jedoch tatsächlich belastet werden, dürfte eine Nicht-Zulassung Vogts noch schwerer als ohnehin schon den Mitgliedern zu vermitteln sein. Die Zeit drängt also. Zumal bis Mittwoch fristgerecht eine Einladung für die Mitgliederversammlung am 18. März erfolgen müsste. Ob sie dann wirklich stattfindet? Es bleibt unklar. Datenschützer Brink immerhin rechnete am Montag damit, seine Ermittlungen zur Datenaffäre noch im Februar beenden zu können.