Der Architekturwettbewerb um den Turm am Mailänder Platz ist entschieden. Die Fassade soll aus Natursteinen gebaut werden, und aus Nischen soll Wein wachsen. Ob dieser Vorschlag realisierbar ist, bleibt zunächst noch offen.

Stuttgart - Für den geplanten 60 Meter hohen Hotelturm auf einem der letzten Grundstücke des S-21-Areals ist der Architekturwettbewerb entschieden worden. Drei von acht Entwürfen wurden nominiert, den ersten Platz machte der Entwurf des Düsseldorfer Büros RKW Architektur + mit einer begrünten Natursteinfassade.

 

„Unsere Idee war ein Abgleich mit den Stuttgart umgebenden Hängen“, erläuterte Architekt und Gesellschafter Dieter Schmoll am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. An den Hängen fänden sich Natursteine, „vorspringend, unregelmäßig und bepflanzt mit Reben“. Nach diesem Vorbild habe man die Fassade gestaltet.

Der Umwelt- und Technikausschuss des Stuttgarter Gemeinderats habe eine vertikale Fassadenbegrünung als Kriterium für die Bebauung eingebracht, erläuterte Baubürgermeister Peter Pätzold, allerdings „ist zu klären, welche Pflanze dafür geeignet ist“. Die Rebe eher nicht, räumt Dieter Schmoll ein, aber in Düsseldorf habe man gute Erfahrungen beispielsweise mit Buchenhecken gemacht.

Markus Müller, der Präsident der Landesarchitektenkammer, lobte das Verfahren: „Es war richtig, städtebauliche Akzente zu setzen. Die Funktionalität wurde verbessert, und es ist in dem Fall nicht so, dass der Investor, der bezahlt, auch bestimmt.“

Zweitplatzierte des Wettbewerbs sind mhm architects aus Wien, die mit einer Mischung aus Kunststein, Fenstereinfassungen aus Metall und einer in die Höhe strebenden Optik angetreten sind. Den dritten Platz belegt das Büro Kleihues + Kleihues aus Berlin, das die Fenstergestaltung der Bibliothek aufgriff und durch unterschiedlich tiefe Einfassungen noch betont. Auch die Berliner wollen Stein für die Fassade verwenden.

Bruttogrundfläche 20 000 Quadratmeter

Der Projektentwickler Strabag GmbH, der den Wettbewerb zum Turm am Mailänder Platz ausgelobt hatte, ist sicher, „mit den Preisträgern überzeugende Entwürfe für den Standort und unser Projekt gefunden zu haben“, sagt Uwe Jaggy, der Stuttgarter Bereichsleiter. Der Turm steht auf einem 1800 Quadratmeter großen Grundstück, das vom Mailänder Platz/Londoner Straße im Norden, der Heilbronner Straße im Westen, der Bibliothek im Osten und der Kopenhagener Straße im Süden begrenzt wird. Die Strabag hatte das Grundstück im Mai 2016 von der Deutschen Bahn AG erworben. Dort entstehe, so Strabag, „das letzte zu errichtende Hochhaus im Quartier“ mit einer Bruttogrundfläche von 20 000 Quadratmetern.

Das Investitionsvolumen liegt laut Jaggy bei 120 Millionen Euro. Da das Baugelände die Form eines Tortenstücks hat, mussten die Planer auch den Baukörper entsprechend formen. Alle Entwürfe zeigen nun trapezförmige Umrisse und Innenhöfe, um genügend Licht ins Gebäude leiten zu können.

Die künftigen Nutzer sind Hotelbetreiber. Im Turm, der bis zu 60 Meter hoch werden darf, will das Unternehmen Adina Apartment-Hotels 180 Zimmer betreiben. Sie sind gedacht für Übernachtungsgäste, die länger verweilen wollen oder Wert legen auf ein Apartment. Im niedrigeren Gebäudeteil plant die britische Hotelkette Premier Inn einen herkömmlichen Hotelbetrieb mit 270 Zimmern. Mit beiden Betreibern zeichne man im Moment die Vorverträge, so Jaggy.

Glasfronten, Arkaden, Kolonaden

In dem Architekturwettbewerb war neben der gestalterischen Qualität der Fassade auch gefordert, den Turm städtebaulich einzubinden, dafür gestalterische Möglichkeiten zu suchen und das Projekt, ein Hotel, an den öffentlichen Raum anzubinden. Die Düsseldorfer Architekten schlagen dazu großzügige Glasfronten in Richtung Stadtbibliothek vor, die Mitbewerber Arkaden und Kolonaden. Dort soll der Eingang zum Hotel sein als auch öffentlich zugängliche Gastronomie.

Alle drei Büros planen im Erdgeschoss der Gebäude Shops, Cafés sowie einen begrünten Dachgarten auf dem Deck des Hotels samt Gastronomie, damit der Garten öffentlich wird. Im Untergeschoss wird es 80 Stellplätze geben, die über die Wagenladungsstraße angefahren werden können. „Diese Straße dient auch der Ver- und Entsorgung“, so Jaggy. Als nächstes werde geprüft, ob sich die Vorschläge der Architekten realisieren lassen, optimierbar sind und welches Modell schließlich als Grundlage dienen soll. Noch im August soll diese Entscheidung fallen. Das Baugesuch möchte Strabag Anfang 2018 einreichen, mit dem Bau beginnen Mitte 2018, im Jahr 2020 sollen die ersten Hotelgäste logieren.

Von Dienstag an sind alle acht Wettbewerbsbeiträge im Stadtplanungsamt, Eberhardstraße 10, ausgestellt.