Turn-WM in Stuttgart Der Sport muss in die Hochburgen

Turnen uns Stuttgart – diese Kombination passt einfach. Das hat die Turn-WM in der Schleyerhalle mal wieder gezeigt. Foto: Baumann

Die stimmungsvolle Turn-WM von Stuttgart hat in den vergangenen Tagen das Kontrastprogramm zur Leichtathletik-WM in Doha geboten. Das muss allen Funktionären als wichtiges Signal dienen, kommentiert unser WM-Reporter Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Es liegt auf der Hand, nach dem Stimmungsreinfall bei der Leichtathletik-WM in Doha und nach den am Sonntag beendeten Turn-Festspielen bei den Titelkämpfen in Stuttgart den großen Vergleich zu ziehen. Die einen können das das nicht mit einem Großereignis, die anderen dank jahrzehntelanger Turn-Tradition sehr wohl. Dort gehören sportliche Großereignisse nicht hin, in eine Hochburg der Sportart aber schon. Solche Dinge.

 

Es genügt vielleicht zur Veranschaulichung eine kleine Anekdote vom vergangenen Freitagabend, als der Männer-Mehrkampf in der Schleyerhalle beendet war. Der beste Deutsche Andreas Toba (Rang 19) hatte die Halle bereits verlassen, eine Tanzgruppe aus Oldenburg überbrückte die Zeit bis zur Siegerehrung, bei der zwei Russen und ein Ukrainer auf dem Treppchen standen. Fast eine halbe Stunde zog sich das Ganze nach Wettkampfende.

Das Publikum unterstützt nicht nur deutsche Sportler

Und was passierte? Alle Zuschauer blieben, und auch als die Turner unter lauter Musik nach der Ehrung die Halle verließen, harrte das Publikum aus. Weil man den Sportlern mit Applaus den Respekt erwies. In Doha verließen die Zuschauer die Arena, nachdem ein Katarer eine Hochsprungmedaille geholt hatte. Die Siegerehrung musste mangels Fans abgesagt werden.

So ein Szenario wäre undenkbar gewesen in der Schleyerhalle – es war nur ein Punkt unter vielen, warum diese WM ein großes Fest des Sports war. Dass es passt mit Stuttgart und dem Turnen, zeigte sich schon bei den Welttitelkämpfen 1989 und 2007 – nun bebte die meist voll besetzte Schleyerhalle nicht nur bei den Auftritten der deutsche Athleten. Fachkundig, respektvoll allen Turnerinnen und Turnern gegenüber und begeisterungsfähig: Das war das Stuttgarter Publikum.

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Die Veranstalter wiederum schnürten ein famos organisiertes Gesamtpaket, das mit einer Ticketverkaufsoffensive schon Monate vor Beginn der WM startete und in den stimmungsvollen Abläufen in der Halle endete. Die Turn-WM in Stuttgart, sie sollte zumindest eine kleine Inspiration sein für die Sportverbände dieser Welt, ein Großereignis besser in Städte oder Regionen zu vergeben, in denen die jeweiligen Sportarten auch zuhause sind.

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