William Turner war einer von Englands größten Malern. Den nach ihm benannten Preis hat nun eine Frau gewonnen, die statt Pinsel und Leinwand die Smartphone-Kamera nutzt: Charlotte Prodger.

London - Der renommierte Turner-Preis geht in diesem Jahr an die britische Künstlerin Charlotte Prodger. Die 44-Jährige wurde für ihre teilweise mit dem iPhone aufgenommenen Kurzfilme „Bridgit“ und „Stoneymollan Trail“ ausgezeichnet. Prodgers Werke zeugten vom „tiefgründigsten Gebrauch eines Geräts, so nüchtern wie die iPhone-Kamera, die die Kunst bisher gesehen hat“, lobte der Vorsitzende der Jury und Direktor der Tate Britain, Alex Farquharson.

 

Landschaft und Tagebücher

„Bridgit“, ein teilweise autobiografisches Werk, beschäftigt sich unter anderem mit der Identität von Menschen, die sich als queer bezeichnen. Ein Jahr lang filmte Prodger die schottische Landschaft und ihre Wohnung, darüber legte sie Soundeffekte aus ihrer Umgebung. Außerdem tritt sie selbst an einigen Stellen als Erzählerin auf und lässt Freunde aus Tagebüchern und Romanen von queeren Autoren vorlesen. Prodger lebt in Glasgow.

Der Turner-Preis ist die wichtigste britische Auszeichnung für moderne Kunst. Er ist nach dem englischen Maler William Turner (1775-1851) benannt und wird seit 1984 vergeben. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt 25 000 Pfund (etwa 28 000 Euro). Die anderen Nominierten bekommen jeweils 5000 Pfund. Die Vergabe der Auszeichnung wird von der Londoner Tate Gallery organisiert. Im vergangenen Jahr hatte Lubaina Himid als erste schwarze Künstlerin den Turner-Preis bekommen. Unter den Preisträgern sind bislang erst zwei Deutsche: der Fotograf Wolfgang Tillmans (2000) und die Malerin Tomma Abts (2006).